: Maximal Tempo 120 im Labor
Abgase Dieselmodelle verletzen auch auf deutschen Straßen oft Grenzwerte. Schuld ist ein unrealistisches Testverfahren
Kurz: Jede halbwegs wache FahrerIn zeigt mehr Engagement hinter dem Steuer als die Betriebsingenieure von Daimler, Volvo und Opel. Zudem gehen die NEFZ-Regeln von dauerhaft sommerlichen Temperaturen aus, im Schnitt herrschen immer und überall 23 Grad.
Fakt ist: Tatsächlich liegen die realen Verbrauchswerte der Fahrzeuge in aller Regel deutlich höher, als die Herstellerangaben es suggerieren. Gleiches gilt für die Schadstoffemissionen. Die EU-Kommission weiß das längst, ebenso wie das Bundesumweltamt. Die Behörde errechnete etwa, dass 2012 im Schnitt an 65 Prozent der Messstationen in Straßennähe die Menge an Stickstoffdioxid jenseits akzeptabler Grenzwerte lagen. Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe, sagt: „In Deutschland kämpft die Bundesregierung für das Recht der Autobauer auf Verschmutzung der Atemluft, hintertreibt geplante Kontrollvorschriften der EU-Kommission und verweigert behördliche Nachkontrollen.“
Reschs Kritik zielt auch auf die zögerliche Einführung eines neuen Testverfahrens ab. Das „World-Harmonized Light-Duty Vehicles Test Procedure“ (WLTP) beinhaltet nicht nur höhere Beschleunigungszahlen, sondern soll Abgase mit mobilen Testgeräten auch auf der Straße messen. Der Start des Verfahrens ist laut EU-Kommission für 2017 geplant, die Hersteller halten 2020 für realistisch.
Das unabhängige Institut International Council on clean Transportation und der ADAC haben 32 Dieselmodelle im Hinblick auf ihren Abgasausstoß sowohl nach den NEFZ-Regeln als auch nach WLTP-Maßstäben getestet. Hielten nach der aktuelle Methode alle Fahrzeuge die Norm ein, fielen nach dem neuen Testverfahren 22 Pkws durch. JSCH
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