: Müller: Berlin kann noch viele Menschen aufnehmen
Flüchtlinge Regierender glaubt an die Pflicht, zu helfen. Lage vor Lageso beruhigt sich etwas
Berlin kann nach Ansicht des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD) noch mehr Flüchtlinge aufnehmen. Den Punkt, an dem es nicht mehr gehe, sehe er „noch lange nicht“, sagte Müller der Berliner Morgenpost. „Wir wissen, dass wir den Berlinern viel zumuten. Aber ich glaube, es ist unsere Pflicht, zu helfen“, sagte Müller.
Derzeit prüfe die Stadt, ob auch auf Sportplätzen Zelte und Container aufgestellt werden könnten. Müller sprach sich dafür aus, diejenigen, die kein Bleiberecht erhielten, schneller zurückzuschicken und Flüchtlinge aus den Balkanstaaten anders zu behandeln als Flüchtlinge aus Syrien. Am Mittwoch hatte der Senat entschieden, ein erstes Zeltlager für Flüchtlinge in Spandau aufzubauen. Ziel war es ursprünglich gewesen, ohne solche Lager auszukommen.
An der Erstaufnahmestelle des Landesamts für Gesundheit und Soziales (Lageso) in Moabit klappt die Versorgung tagsüber inzwischen ganz gut. Am Freitag warteten weiter geschätzt 500 Menschen auf ihre Registrierung. Ein Cateringdienst stellte Brote, Obst und Suppe bereit. Auch private Spender brachten weiterhin Lebensmittel vorbei. Die Verteilung der Lebensmittel und Spenden organisieren Ehrenamtliche von „Moabit hilft“: Sie bringen am Mittag die Suppen in Kisten zu den Wartenden und gehen mit Getränken und Kisten voll Obst herum. Besonders zum Wochenende hin hatten am Lageso in den vergangenen Wochen regelmäßig chaotische Zustände geherrscht.
Völlig im Griff ist die Lage allerdings immer noch nicht: Abends kämen noch immer nicht alle Asylsuchenden in einer Unterkunft unter, berichtete am Freitag Laszlo Hubert von „Moabit hilft“. „Gestern sind viele nicht in die Busse eingestiegen, mit denen sie zu den Unterkünften gebracht werden sollten.“ Einige hätten nicht in Unterkünfte gewollt und gehofft, schneller in der Warteschlange voranzukommen, wenn sie vor dem Lageso blieben. Außerdem kämen auch nachts neue Flüchtlinge an. „Wir fordern vom Senat, dass er seine Fürsorgepflicht erfüllt und nachts Busse bereitstellt, um die Menschen, die ohne Zuweisung oder auf eigene Faust ankommen, zu Notunterkünften zu bringen“, sagte Laszlo Hubert. Uta Schleiermacher
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen