: Die Polizei, dein Freund und Räuber
KRIMINALITÄT Nach zwei Monaten interner Ermittlungen wurde am Samstag ein Polizist von seinen Kollegen festgenommen: Er soll sich nebenberuflich als Einbrecher betätigt haben
Am Mittwoch noch hatte sich die Pressestelle der Polizei bedeckt gehalten. Dazu könne man nichts sagen, hieß es nur, man müsse sich an die Staatsanwaltschaft wenden, hieß es auf Anfrage. Und die gab an, von der Sache nichts zu wissen.
Am Donnerstag aber teilte die Polizei dann doch mit: Ja, am Samstag wurde ein 25-Jähriger festgenommen, und ja, er wird beschuldigt, ein Einbrecher zu sein. Im Juli hatte es Aufnahmen von ihm gegeben, wie er in ein Geschäftsgebäude einstieg. Und dank des Fotos hatte man ihn im Verdacht. Verzögert haben dürfte die Bekanntgabe des Fahndungserfolgs hingegen, was feststeht: Der Mann ist Polizist.
„Wir alle sind entsetzt über die Vorwürfe“, kommentierte Polizeivizepräsident Dirk Fasse. Man habe auf den Anfangsverdacht sofort reagiert. „Die Hinweise aus der Kollegenschaft und ihr konsequentes Verhalten bewerte ich positiv.“ Zurecht. Denn tatsächlich ist es bemerkenswert, dass dem Festgenommenen die Ermittlungen gegen ihn verborgen blieben. Das Fahndungsfoto, über das er ins Visier rückte, war schließlich fast zwei Monate zuvor übers polizeiinterne Netzwerk verbreitet und erst nachdem KollegInnen seiner eigenen Dienststelle ihn darauf erkannt und an die interne Ermittlung gemeldet hatten, aus diesem wieder entfernt worden.
Trotzdem scheint er sich unbeobachtet gefühlt zu haben: In der Nacht auf Sonntag wurde er von einer Streifenwagenbesatzung seiner eigenen Dienststelle in Begleitung eines bekannten Straftäters angetroffen, auch sein Funkgerät hatte er dabei, obwohl er nicht im Dienst war.
Es habe sich um „keine Festnahme auf frischer Tat“ gehandelt, präzisiert der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Frank Passade. Wann genau und wo sie stattfand? Der taz liegen Hinweise vor, dass sich die Festnahme in Walle ereignet hat. Doch Ort und Zeit bleiben, anders als üblich, in der Polizeimitteilung unerwähnt, und auch einschlägige Fragen werden von der Pressestelle nicht beantwortet. Auch die Staatsanwaltschaft äußert sich diesbezüglich nicht: „Irgendwo in Bremen“, sagt Passade nur.
Ermittelt werde gegen den Festgenommenen wegen schweren Diebstahls, „weil er nicht in ein Wohnhaus eingebrochen ist“. Er ist suspendiert, darf die Liegenschaften der Polizei Bremen nicht mehr betreten und seine Dienstwaffe wurde einkassiert. Und auch sein Funkgerät.
Benno Schirrmeister
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