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Berlin braucht dich!

Arbeitsmarkt Das Land Berlin hat einige hervorragende Stellen zu vergeben. Aber warum will die keiner haben?

von Bert Schulz

Berlin gilt ja als die beste und schönste und aufregendste und überhaupt Stadt des Landes, Europas, der ganzen Welt. Alle wollen hierher: die Touristen, die Start-Upper, die Studierenden, die Kulturaffinen. Doch Jobs sind immer noch rar, trotz Wirtschaftswachstum, und oft schlecht bezahlt. Da verwundert es, dass, wenn es schon aufregende Stellen im Angebot gibt, diese offenbar niemand will.

Es stimmt: Den Namen Monika Lüke verbindet man nicht gerade mit Ruhm, Ehre und Erfolg. Doch die Frau hatte ja zwei VorgängerInnen in ihrem Job als Integrationsbeauftragte des Senats: Barbara John und Günter Piening. Beide haben sich weit über die Stadt hinaus einen Namen gemacht und werden heute noch gerne als Experten gefragt, wenn es um Migration geht. Warum will niemand in ihre Fußstapfen treten?

Ende Mai hat Monika Lüke ihren Posten geräumt. Und kaum eine Stelle wäre nötiger zu besetzen als diese, was die steigende Zahl der Flüchtlinge und die Überlastung der Behörden täglich aufs Neue zeigt.

Eine Ausschreibung hat es zwar gegeben. Nach Auskunft der zuständigen Senatsverwaltung für Integration gestaltet sich der Auswahlprozess aber sehr schwierig, weil das Verfahren modern anonym gehalten ist. Das kann vieles heißen, auch weil die Verwaltung nichts über die Zahl der Bewerbungen verrät: Taugte keine der drei etwas? Oder wenn es mehr waren: Welche Quote muss erfüllt werden? Zugegeben: Es gibt einfachere Aufgaben, als sich in Berlin mit seiner jahrzehntelang fehlenden und dann verfehlten Einwanderungspolitik mit Migration und Integration zu beschäftigen. Doch es stimmt in diesem Fall eben auch der Umkehrschluss: Hier ließe sich noch richtig was bewegen.

Das gleiche gilt für den seit Ende Juni, nach dem Rücktritt von Ole Bested Hensing, vakanten Posten des Chefs der landeseigenen Bäderbetriebe. Berlin ist ein heißes Pflaster, die vergangenen Tage haben das gezeigt; und seine Bäder sind beliebt, auch das hat jeder erlebt, der sich durch die Massen etwa im Columbiabad drängen musste. Zuletzt haben die Bäderbetriebe 60 Millionen Euro zusätzlich bekommen für zwei neue Kombibäder in Pankow und Mariendorf. Warum findet sich niemand, der dieses Geld ausgeben darf? Zumindest in heißen Sommermonaten ist ihr oder ihm der Dank der Berliner gewiss (wie natürlich auch der Undank bei einer erneuten Erhöhung der Eintrittspreise).

Also her mit den Bewerbungen! ­Schicken Sie sie ruhig an die taz!!

Und dann gibt es ja noch den Berliner Datenschutzbeauftragten, der in den vergangenen Jahren meist durch leise Töne auffiel. Eigentlich will Alexander Dix schon seit Anfang Juni im Ruhestand sein. Aber auch hier findet sich anscheinend niemand, der ihm nachfolgen will.

Dabei dürfte es kaum ein Thema geben, mit dem sich derzeit so viel Aufmerksamkeit erreichen lässt: Alles und jeder wird ja inzwischen andauernd überwacht. Dix selbst sagt dazu im taz-Interview: „Es ist ein existenzielles Bedürfnis des Menschen, in bestimmten Situation nicht beobachtet zu sein.“

Also her mit den Bewerbungen! Schicken Sie sie ruhig an die taz, wir leiten sie dann weiter. Und vertrauen Sie uns: Wir haben Erfahrung als Headhunter: Schon einen Tag, nachdem die taz im März 2013 per Anzeige nach einem neuen Geschäftsführer für den BER suchte, war Hartmut Mehdorn gefunden. Okay, der hat den Flughafen nicht eröffnet. Aber immerhin wird dort wieder gebaut. Das war doch ein Fortschritt. Und genau darum geht es ja in Berlin.

Interview mit Alexander Dix, dem scheidenden Datenschutzbeauftragten SEITE

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