: … aber Kontrolle ist besser
Kommentar
von Uwe Rada
Bauinvestor reagiert auf Missstände – ein bisschen
Es hat lange gedauert, bis die ersten Bauarbeiter der „Mall of Berlin“ ihren Lohn erstritten haben. Noch länger gedauert hat es, bis der, der für dieses Trauerspiel verantwortlich ist, eine Reaktion gezeigt hat. Nun zumindest verspricht Harald Huth, der Investor der „Mall of Shame“, etwas Besserung.
Freiwillig reicht nicht
Ob das hilft? Im Grunde ist das, was Huth verspricht, nichts anderes als eine Selbstverpflichtung. Was das bedeutet, konnte man bei Themen wie der Frauenquote in Unternehmen beobachten. Selbst die CDU sah sich am Ende gezwungen, dem Eintritt in eine verpflichtende Quote beizustimmen. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
Es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass dies auf dem heiß umkämpften Berliner Immobilienmarkt anders sein sollte. Der Ankündigung von Huth sollte nun eine Offensive der Politik folgen, die dafür sorgt, dass so etwas Selbstverständliches wie eine Lohnzahlung auch umgesetzt wird.
Allerdings sind Zweifel angebracht. Offenbar glaubte die von den rumänischen Arbeitnehmern beklagte Firma, auf die ganz billige Tour duchkommen zu können. Sie verwies auf die Obdachlosigkeit zweier Kläger, die also ohne festen Wohnsitz seien, was wohl so viel heißen sollte wie rechtlos. Andere Kläger mussten zurück nach Hause, weil sie keiner Arbeit mehr nachgingen. Auch das Aufenthaltsrecht spielt den kriminellen Investoren in die Hände.
Aber auch die Gewerkschaften müssen sich an die Nase fassen. Es ist ehrenhaft für eine kleine Gewerkschaft wie die FAU, wenn sie den Betrogenen zur Seite steht. Aber es ist auch die Aufgabe des DGB, scheinbar aussichtslose Klagen zu unterstützen.
Zum Beispiel wenn es erste Hinweise gibt, dass es Harald Huth doch nicht so ernst nimmt mit seinem Versprechen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen