: „Für Roma nicht sicher“
Protest Die Initiative „Romano Jekipe Ano Hamburg“ fordert eine Änderung des Asylrechts
41, aus Mazedonien, gründete die Initiative „Romano Jekipe Ano Hamburg – Vereinigte Roma Hamburg“.
taz: Herr Asamovski, wie viele Roma werden zurzeit über den Hamburger Flughafen abgeschoben?
Isen Asamovski:Das ist schwierig einzuschätzen. Die Situation hat sich in den letzten Wochen extrem verschärft. Seitdem das Asylrecht geändert wurde, können Menschen aus Serbien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina schneller abgeschoben werden. Die Ausländerbehörde prüft die Hintergründe nicht ausreichend und geht verstärkt gegen uns Roma vor. In Hamburg bekommen jeden Tag mehr Roma-Familien ihre Abschiebungsunterlagen.
Was passiert dann?
Viele sollen unterschreiben, dass sie freiwillig ausreisen oder sich direkt am Flughafen melden. Häufig wissen sie dabei nicht, was das genau bedeutet, weil die Polizei nicht über geeignete Dolmetscher verfügt. Manche werden aber auch gar nicht erst vorher informiert. Wenn sie nicht unterschreiben, steht nachts die Polizei vor der Tür und bricht in die Wohnung ein, um die Menschen abzuholen. Auch Kranken, die in Deutschland auf Medikamente angewiesen sind, wird attestiert, dass sie reisefähig sind, obwohl das gar nicht der Fall ist. Mehrere Betroffene haben dagegen schon Klage eingereicht, aber die Behörde wartet nicht auf die Gerichtsentscheidungen und schiebt die Leute trotzdem ab. So gibt es keine Chance auf einen fairen Prozess.
Was erwartet die Roma in den Balkan-Staaten?
Die sogenannten „sicheren Herkunftsstaaten“ sind für Roma nicht sicher. Wir haben in diesen Ländern überhaupt keine Rechte. Wir bekommen keine Arbeit und auch keine Sozialhilfe vom Staat. Außerdem haben wir Angst um unsere Kinder. Die Kinder werden dort vor der eigenen Haustür entführt und die Behörden ermitteln nicht deswegen. Wenn Verbrechen gegen Roma begangen werden, interessiert sich weder die Politik noch die Polizei dafür. Was ist daran sicher?
Was fordern Sie bei Ihrem Protest?
Alle Abschiebungen müssen gestoppt werden. Roma werden in den Balkanstaaten ausgegrenzt und diskriminiert. Unsere Situation wird nicht ernst genommen und von den deutschen Behörden nicht sachgerecht geprüft. Es kann nicht sein, dass unsere Leute unrechtmäßig abgeschoben werden. Das muss endlich ein Ende haben.
Interview: Larissa Robitzsch
Protestkundgebung gegen Sammelabschiebungen beim Airport Plaza: 16 Uhr, Flughafen Hamburg
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