Kinderpornografie-Ring gesprengt: "Operation Susi"

Razzia erfolgreich: Die Polizei beschlagnahmte zehntausende Telefone, Computer und Datenträge mit Kinderpornos. Gegen 466 Tatverdächtige wird ermittelt.

Kinderpornografie wird auch per MMS über Handys verbreitet. Bild: dpa

Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei in Nordhessen gelang in Zusammenarbeit mit den Behörden anderer Bundesländer in den vergangenen Tagen ein gezielter Schlag gegen einen der wohl größten Tauschringe für Kinderpornografie in Deutschland.

In wochenlanger akribischer Ermittlungs- und Auswertungsarbeit habe die Arbeitsgruppe "Operation Susi" im gesamten Bundesgebiet 466 Tatverdächtige identifiziert, erklärte Kriminalhauptkommissar Reinhard Giesa von der Polizeidirektion Schwalm-Eder am Freitag auf einer Pressekonferenz.

Allein in Berlin seien 76 mutmaßliche Besitzer und/oder Verbreiter von kinderpornografischen Bildern und Schriften ermittelt worden; im Saarland waren es mit 85 die meisten.

Im Zuge der richterlich angeordneten Durchsuchungen stellten die Polizeien insgesamt 212 Computer, 109 Laptops, 644 Mobiltelefone, 16.282 DVDs und CDs und 2.197 Datenträger wie Festplatten, USB-Sticks und Speicherkarten sicher.

In Gang gekommen waren die Ermittlungen durch einen Hinweis der Polizei in Bremen auf einen Mann aus dem Schwalm-Eder-Kreis, gegen den in einer anderen Sache ermittelt wurde. Wegen "Verdachtsmomenten" gegen den 33-Jährigen auch in Sachen Kinderpornografie wurde ein richterlicher Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung des Verdächtigen erwirkt. Die Fahnder stellten dort umfangreiches Beweismaterial sicher, das dann "eine Fülle weiterer Ermittlungsansätze bot", so Polizeisprecher Giesa in Kassel.

Die Auswertung der aufgefundenen Beweismittel - der Speicher des Handys und schriftliche Aufzeichnungen - hätten nämlich ergeben, dass der Mann kinderpornografische Bilder und Videosequenzen nicht nur empfangen und besessen, sondern auch umfangreich verbreitet habe. Als Tatmittel habe der Beschuldigte ausschließlich sein Handy benutzt; die Dateien seien per MMS versandt worden, erklärten Polizei und Staatsanwaltschaft übereinstimmend.

Wegen der vielen neuen Tatverdächtigen sei dann bei der Kriminalinspektion Schwalm-Eder die Arbeitsgruppe "Operation Susi" eingerichtet worden, der auch Beamte aus dem Polizeipräsidium Nordhessen und Spezialisten des Landeskriminalamtes in Wiesbaden angehören. Um die Massenfandung allein in Hessen logistisch umsetzen zu können, wurde die Hessische Polizeischule einbezogen - bei Durchsuchungsmaßnahmen und bei der Sicherstellung von Beweismitteln. Diese Beweismittel müssen jetzt republikweit ausgewertet werden, wie Oberstaatsanwalt Hans-Manfred Jung auf der Pressekonferenz in Kassel anmerkte. Wo das schon geschehen sei, habe sich der Tatverdacht in vielen Fällen bestätigt, "insofern das aufgefundene Beweismaterial bereits eindeutig als kinderpornografisch identifiziert werden konnte beziehungsweise entsprechende Einlassungen der Tatverdächtigen bereits vorliegen", sagte Jung.

Kinderpornografische Darstellungen - ihre Herstellung, ihr Besitz und ihre Weiterverbreitung - sind in fast allen Rechtssystemen weltweit mit hohen Strafen sanktioniert. Die Täter werden zudem von der Gesellschaft geächtet.

Findige Rechtsanwälte bieten denn auch nach jeder bekannt gewordenen Razzia der Polizei im Lieblingsmedium der Tatverdächtigen, dem Internet, ihre Dienste an. Das ist auch aktuell geschehen. "Können Sie bei einer Durchsuchungsaktion Ihren Rechtsanwalt nicht erreichen, machen Sie am besten zunächst von Ihrem gesetzlichen Schweigerecht Gebrauch, lassen Sie sich das Sicherstellungs- und Beschlagnahmeprotokoll übergeben, und informieren Sie schnellstmöglich Ihren Rechtsanwalt", rät etwa der Advokat Thomas A. aus Darmstadt im Zusammenhang mit der "Operation Susi".

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