Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Die SPD spielt weiter "Aktenzeichen XYpsilanti ungelöst" und Westerwelles Penetranz ruiniert die CDU: die Woche mit Friedrich Küppersbusch.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?

Friedrich Küppersbusch: Die Ackermann-Äußerungen über die griechische Zahlungsmoral hat Rainer Brüderle aufgeweckt.

Friedrich Küppersbusch ist Fernsehproduzent und wird von der taz jede Woche zum Zustand der Welt befragt.

Was wird besser in dieser?

Vielleicht denkt Brüderle, er hätte es nur geträumt. Das denken wir über ihn ja auch.

Der Zentralrat der Muslime nimmt heute nicht an der Islamkonferenz teil. Gute Idee?

Die Fähigkeit der Christen, Kirchen leerzupredigen, wird hier kulturverbindend demonstriert: Den Islamrat rausgeschmissen, der Zentralrat der Muslime sagt ab: Nur noch die Hälfte der Gemeinden sind vertreten. Möchte der Staat auf ein Konkordat hinaus? Oder sollte er zum Beispiel Katholiken nicht mal das Recht streitig machen, Schulen und Lehrstühle nach Gottdünken zu dominieren? Ohne klare Zielsetzungen riecht die Konferenz nach Qualifying der Lieblingsausländer und erübrigt sich.

Hat die CDU in NRW so arg verloren, weil Schwarz-Gelb in Berlin so schlecht ist?

Jürgen Rüttgers hat das Zeug, als Margarethe Schreinemakers der CDU in die Geschichte einzugehen. Das Kernthema "innere Sicherheit" hat sich durch eine Serie von Gefängnisskandalen in "Pech, Pleiten, Piepenkötter" verwandelt. Kracher Nr. 2 - Schulpolitik: Hier wurde "dreigliedrig" in "komplett durcheinander" verwandelt. Die soziale Spreizung der Schulen von Elite bis Keiner-kann-Deutsch wurde schlimmer. Vernichtend für Rüttgers war nicht die Politik Merkels, sondern die Penetranz Westerwelles: "Den Armen nehmen, um den Reichen zu geben" - das hat der FDP nix geholfen und die CDU ruiniert.

Die NRW-Liberalen haben Koalitionsgespräche mit SPD und Grünen abgesagt. Denn die würden auch mit den "kommunistischen Verfassungsgegnern" von der Linkspartei verhandeln. Ist das wirklich der Grund ?

Ja, die FDP als Erbschleicherin der Blockflöten LDPD und NDPD möchte weiter die einzige Partei sein, die mit einer FDJ-Sekretärin eine Regierungskoalition bildet. Eine erfolgreiche FDP-Regierung gegen die schwarz-gelben Vorgaben Westerwelles verunsicherte diesen zutiefst unsicheren Vorsitzenden. Deswegen sitzen da schwache Gouverneure, da kann er lange pinkwarten.

Angela Merkel (CDU) hat das wichtigste Projekt der FDP - die Steuerreform - gestrichen. Und was sollen die Liberalen jetzt machen?

Die Tonart für das Superwahljahr 2011 ist aufgelegt: Wir haben kein Projekt mehr und malen den rot-roten Dämon an die Wand. Die FDP versucht aus der Schwäche der SPD zu leben, die noch immer "Aktenzeichen XYpsilanti ungelöst" spielt. Wenn Beck zu lange Njet zu Rot-Rot gesagt hat, dann hat die SPD nicht den Fehler korrigiert, sondern nur den dicken Onkel ausgetauscht. Merkel wird bald ihr Kabinett umbilden, wenn die FDP cool wäre, forderte sie die Schäuble-Nachfolge für sich. Schließlich ist sie eine fast monothematische Steuerpartei. Sie wird sich nicht trauen.

Um den Euro zu retten, haben die EU Staats- und Regierungschefs binnen Stunden Beschlüsse gefasst, die in Jahren nicht vorstellbar gewesen waren. Eine Revolution?

Den Brunnen zuzudecken, in dem die Kinder liegen, ist auch nur halb begabt. Man muss da nachträglich Peer Steinbrück Respekt zollen, der immerhin nach Lehmann Bros. Anti-Zocker-Gesetze forderte. Und man müsste noch viel mehr Lafontaine huldigen, wenn der das nicht viel besser selber könnte.

Auf dem Kirchentag zelebrierte Margot Käßmann ihre Rückkehr. Warum ist die frühere evangelische Ratsvorsitzende heute so populär?

Die lutherische Kirche findet nur selten zur ausgeprägten Sinnenfreude ihres Namenspatrons. Käßmanns Biografie weist die Brüche und Leidenschaften auf, ohne die man unglaubwürdig, verlogen oder katholischer Bischof werden kann.

Die Vorschläge von CDU-Ministerpräsident Koch für Einsparungen im Bildungsbereich und bei der Kinderbetreuung lösen selbst in der eigenen Partei Befremden aus. Wann werden wir Koch endlich los?

Wenn wir eine signifikant aussichtsreiche Partei rechts von der CDU wollen. Kochs Positionierung gegen Migranten, seine anrüchigen Tricks in der Spendenaffäre; sein Menschenrechtsgesäusel beim Dalai Lama und nun dies: Einen handlicheren Handkäs als den hessischen deutschen, der rechts posaunt und doch nie an der Herrin der Mitte vorbeikommt, kann sich Merkel nicht wünschen.

Und was machen die Borussen?

Bilanziert um 1,7 Mio. Euro Schulden für das laufende Geschäftsjahr bei Altschulden von 150 Mio. Man nennt uns auch "die griechische Nationalmannschaft der Herzen". FRAGEN: CAK

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