Stuttgarter "Tatort": Redundanz für Nixblicker

Der Krimi "Das erste Opfer" ist brutal aber wenig tiefsinnig. Der Stuttgarter Tatort mit dem Ermittler-Duo Lannert/Bootz dümpelt mau vor sich hin.

Ein wenig wundern sich Thorsten Lannert (Richy Müller, li.) und Sebastian Bootz (Felix Klare,) schon, wie wenig Karin Börner (Alexandra von Schwerin) über die Freunde ihres verstorbenen Mannes weiß. Bild: SWR

Das Opfer liegt auf dem Waldboden, gefesselt, der Mund zugeklebt, in dunkelster schwäbischer Nacht. Ein Mann kettet die Beine fest, wirft die Kette durch eine Astgabel, befestigt sie an seinem Jeep - und fährt rückwärts, bis das Opfer hoch in der Luft baumelt. Was passiert, wenn das Auto vorprescht: shocking!

Das wäre doch mal ein Fall für die Jugendschutzbeauftragte des SWR; beim Münchner "Polizeiruf" vor zwei Wochen war der BR ja auch nicht so zimperlich und verschob ihn wegen all der Gewalt auf 22 Uhr.

Zumindest also die Tötungsarten, die sich die Autoren Stephan Brüggenthies, Leo P. Ard und Birgit Grosz für "Das erste Opfer" (Regie: Nicolai Rohde) ausgedacht haben, sind überraschend. Auch die Nummer mit dem Bagger, der mit erhobener Schaufel geradewegs in einen der Baustellencontainer donnert, ist mal eine Abwechslung. Dazwischen wäre spulen ideal.

Dass hier motorisierte Fahrzeuge zu Tatwaffen werden, ist kein Zufall. Die Opfer und der Verdächtigenkreis verbindet der Unfalltod eines jungen Mädchens. Die Fahrer begingen Fahrerflucht. Vor 15 Jahren. Ein Trick, um wenigstens ein bisschen Fallhöhe in der Story zu kreieren: In 15 Jahren werden Familien gegründet, Karrieren aufgebaut - man hat viel zu verlieren.

Denn ansonsten dümpelt die Folge mit dem Stuttgarter Duo Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare) mau vor sich hin. Wie andere "Tatort"-Kollegen wirken sie wie ein altes Ehepaar, sie agieren so uninspiriert, wie sie einträchtig Wäsche falten. Immerhin: Es passt zum antiquierten dramaturgischen Konzept, dem Zuschauer Zeile für Zeile vorzukauen, als würde er ohne die Redundanzen nichts kapieren. Etwa als ein Bild auftaucht, das mehrfach herumgereicht wird, bevor der Satz fällt: "Dann ist die Frage, wer diese Frau ist." Ach. Es gipfelt in der Phrase: "Nach jedem Gespräch sind wir so schlau wie vorher." Nach diesem "Tatort" auch.

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