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Hier rächt sich abermals, dass es u.a. so "konservative" Gewerkschaften wie z.B. die IG BCE waren, die 1998 dem "Genossen der Bosse" mit ins Kanzeleramt geholfen haben.
Die vorher schon unter schwarz-gelb angetriebene und für die Arbeitnehmer desaströse Liberalisierungspolitik des Arbeitsmarktes wurde dann unter rot-grün so richtig auf die Spitze getrieben.
Dafür können sich die Arbeitnehmer heute nun "bedanken" ...
Es ist natürlich Quatsch, davon zu reden, dass das Instrumentarium der IG BCE an seine Grenzen mit ihrer sozialpartnerschaftlichen Ausrichtung gekommen ist. Hier geht es doch nicht um Sozialpartnerschaft, hier will ein Arbeitgeber seinen Beschäftigten keine Sicherheit bei den Arbeitsbedingungen/Entlohnung gewährleisten. Er will sich durchsetzen und der ökonomische Druck durch den Streik scheint - wie bei vielen anderen - im Moment nur einen relativen Platz einzunehmen. Es gab bei Neupack keine Tarifvertrag, es geht um dessen Durchsetzung. Die IG BCE sitzt in den großen Konzern in der Unternehmensmitbestimmung fest, darauf beruht zu großen deren Sozialpartnerschaft, aber es bedarf der Konzerne, einen Teil ihres Profits dacfür zu verteilen. Auch das gibt es bei Neupack nicht. Es handelt sich also um einen klassischen Konflikt, der im Ergebnis für die IG BCE nichts grundlegendes bedeuten muss. Ich finde bedeutsam, dass sich die IG BCE den kleineren und schlechtbezahlten Belegschaften widmet. Dern Arbeiter/innen geht es um Gerechtigkeit, die es in den großen Indsutriebetrieben durch die Tarifverträge als herrschendes Systen gibt.
"Der Instrumentenkatalog der IG BCE scheint demgegenüber veraltet. Jetzt rächt sich, dass man in der Führungsetage erst langsam wahrnimmt, dass die guten alten bundesrepublikanischen Zeiten von fairem Umgang mit den Beschäftigten für manchen Arbeitgeber passé sind."
So harmonisch war das nie, aber in der Perspektive von Hubertus Schmoll sicherlich. Nun muss die IG BCE einen Crash-Kurs in prekärer Arbeitswelt machen. Viel Spass!
Mutmaßlich Mossad-Agenten haben mit einem gezielten Angriff das Kommunikationssystem der Hisbollah lahmgelegt. Ist das legitim?
Kommentar Gewerkschaft IG BCE: Antiquierte Antworten
Der von oben dekretierte Arbeitskampf funktioniert nicht mehr. Die Belegschaften vor Ort wissen oft besser, wie die Betriebsabläufe empfindlich gestört werden können.
Der Arbeitskonflikt, der sich seit fünf Monaten beim Verpackungshersteller Neupack in Hamburg abspielt, könnte als Randnotiz in der Gewerkschaftsgeschichte abgetan werden. In Wahrheit markiert er aber einen Epochenbruch.
Die Gewerkschaft Bergbau Chemie Energie (IG BCE), für die Streik normalerweise eher ein Fremdwort ist, wird von einer entnervten Belegschaft, die einen Haustarifvertrag will, vor sich hergetrieben.
Die Arbeitnehmervertreter hätten den Konflikt gerne im sozialpartnerschaftlichen Miteinander beigelegt. Doch jetzt mussten sie erkennen, dass ihr traditioneller Kurs von einem gewerkschaftshassenden Familienunternehmer nicht goutiert wird. Firmenpatriarch Jens Krüger pfeift auf solidarisches Miteinander.
Der Konflikt wird damit für die IG BCE zur Feuerprobe. In den Führungsetagen der anderen Gewerkschaften wird die Auseinandersetzung sehr genau beobachtet. Es wäre ein verheerendes Signal, wenn die IG BCE mit fast 700.000 Mitgliedern von einem kleinen Betrieb wie Neupack in die Knie gezwungen würde. Auch, weil Neupack einen neuen Trend sichtbar macht: Immer häufiger stellen sich kleine und mittelständische Familienunternehmen offen gegen Gewerkschaften und Betriebsräte.
Der Instrumentenkatalog der IG BCE scheint demgegenüber veraltet. Jetzt rächt sich, dass man in der Führungsetage erst langsam wahrnimmt, dass die guten alten bundesrepublikanischen Zeiten von fairem Umgang mit den Beschäftigten für manchen Arbeitgeber passé sind.
Will die Gewerkschaft eine erfolgreiche Antwort auf den Konflikt finden, braucht sie Experimentierfreude. Und keine Streikstrategie, die, von oben dekretiert, konfliktfreudige Beschäftigte vergrätzt. Die Belegschaft vor Ort weiß am besten, wie man die Abläufe im Betrieb empfindlich stören kann.
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Kommentar von
Eva Völpel
Inlandsredakteurin
Jahrgang 1976. Ist seit 2009 bei der taz und schreibt über Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik sowie die Gewerkschaften
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