piwik no script img

Klage wegen FacebookDatenschützer vor Gericht

Darf Facebook Daten seiner Nutzer in die USA übertragen? Damit beschäftigt sich nun ein Gericht in Irland angesichts der NSA-Affäre. Es nahm eine Klage von Aktivisten an.

Datenschutz bei Facebook: Max Schrems gefällt das nicht. Bild: reuters

BERLIN/DUBLIN dpa | Die NSA-Abhöraffäre und ihre Auswirkungen auf Facebook beschäftigt in Irland die Gerichte: Eine Gruppe von Studenten will die irische Datenschutzbehörde gerichtlich verpflichten, ihre Beschwerde gegen das Soziale Netzwerk im Zusammenhang mit der Geheimdienstaffäre genauer zu untersuchen.

Ihre Klage sei zugelassen worden, teilten die Studenten von „Europe v Facebook“ (Europa gegen Facebook) am Donnerstag mit. Facebook hat in Irland seinen Europasitz, deswegen sind die dortigen Datenschützer für das Unternehmen zuständig.

„Europe v Facebook“ hatte sich im Juni bei der irischen Datenschutzbehörde beschwert, weil Facebook Informationen über europäische Nutzer in die USA übermittelt. Personenbezogene Daten dürfen aber nur in ein anderes Land weitergegeben werden, wenn dort ein angemessener Datenschutz gewährleistet wird. Das sieht die sogenannte „Safe Harbor“-Vereinbarung zwischen der EU und den USA vor. Dieses Prinzip sahen die Studenten nach den Enthüllungen über die Spionage des US-Geheimdienstes NSA infrage gestellt.

Die Iren seien der Beschwerde ausgewichen, wirft ihnen Max Schrems, der Kopf der Facebook-Gegner, vor. „Die Behörde hat diesen politisch heiklen Fall einfach ignoriert anstatt ihren Job zu machen“, erklärte Schrems. Er beschwerte sich bereits 22 Mal über Facebook und erzwang unter anderem die Herausgabe seiner persönlichen Daten.

Weitreichender Zugriff auf Nutzerdaten

Im aktuellen Fall geht es um das NSA-Programm „Prism“, das dem Geheimdienst angeblich einen weitreichenden Zugriff auf Nutzerdaten bei mehreren Internetdiensten erlaubt. Facebook und andere betroffene Unternehmen erklärten stets, sie gäben Nutzerdaten nur auf spezielle Anfragen und keinesfalls massenhaft direkt an US-Behörden weiter. Schrems will dagegen die Gültigkeit des Safe-Habor-Systems insgesamt prüfen lassen.

Die irische Behörde erklärte auf dpa-Anfrage, der Fall sei Sache der Gerichte. Eine Sprecherin wollte nicht weiter kommentieren, „außer um zu bestätigen, dass wir unsere Position vehement verteidigen werden“.

Auch ein anderes Abkommen zur Datenweitergabe steht im Zuge der NSA-Affäre in der Kritik. Am Mittwoch stimmten die Abgeordneten des EU-Parlaments mehrheitlich dafür, das Swift-Abkommen zum Austausch von Bankdaten auszusetzen. Unter dem Abkommen dürfen amerikanische Geheimdienste die Kontobewegungen von Terrorverdächtigen gezielt durchleuchten - allerdings in engen Grenzen.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • FV
    Farcebock VSA

    Hilfe, wir werden amerikanisiert!