Münchner ARD-Tatort von Dominik Graf: Langeweile mit Anspruch
Zu blöd, um es zu verstehen? Ach was. Regisseur Graf hat den Krimi mit Leitmayr & Batic thematisch überfrachtet und manieriert inszeniert.
Dominik Graf darf im deutschen Fernsehen alles. Sogar langweilen. Denn die von ihm in Filmform verbreitete Langeweile gilt als künstlerisch wertvoll – im Gegensatz zur minderwertigen Langeweile etwa eines Bodensee-„Tatorts“ oder einer Folge „In aller Freundschaft“.
Spätestens mit der von seinen Feuilletonbuddies abgefeierten Polizeiserie „Im Angesicht des Verbrechens“ hat Graf ein Stadium der Unangreifbarkeit erreicht. Kritik am Meister fällt auf den Kritiker zurück, der zu blöd ist, all die Verweise zu verstehen, die Zitate, den ganzen Subtext. Unterhalten will Graf nicht – der Zuschauer ist ihm nicht Instanz, sondern nur dazu da, seine Großartigkeit zu bezeugen.
Am Sonntag hat Graf den von ihm inszenierten Münchner „Tatort: Aus der Tiefe der Zeit“ (Buch: Bernd Schwamm) nicht nur mit Themen überfrachtet (Grundstücksspekulationen, Gentrifizierung, Balkankriege, Drogen, Verkehrsproblematik in Großstädten, Familiengeheimnisse, Eifersucht, Sex, Liebe, abnorme Beziehungskonstrukte, NS-Vergangenheit), sondern auch mit filmischem Firlefanz (unmotivierte Schnitte, sprunghafte Zooms, Wackelkamera, lächerliche Nahaufnahmen).
Der Bruch mit Fernseh(krimi)konventionen blieb Selbstzweck, löste beim Zuschauer nichts aus als Verwirrung und zunehmenden Überdruss. Von den 9,86 Millionen um 20.20 Uhr waren um 21.40 Uhr noch 8,64 Millionen übrig – rund 1,2 Millionen Zuschauer schalteten also weg.
Auch wenn es seltener vorkommt: Fernsehen, das seine Zuschauer vorsätzlich überfordert, ist nicht weniger arrogant als chronisch unterforderndes Programm. Mit einem Unterschied: Kunstkacke wird beklatscht – egal ob sie verstanden wird.
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