piwik no script img

Kommentar Thailands RegierungKein Ausweg in Sicht

Kommentar von Nicola Glass

Seit Jahren lähmt Thailand ein Konflikt zwischen den Thaksin-Anhängern und Oppositionellen. Jetzt bräuchte es Vernunft und Kompromissbereitschaft.

Keine Bewegung, keine Annäherung zwischen den Lagern: Polizisten überwachen die Anti-Regierungsproteste in Bangkok. Bild: dpa

T hailand steckt im Dilemma. Wieder einmal lähmen Straßenproteste das Land. Die Demonstranten fordern nicht nur den Rücktritt der Regierung unter Yingluck Shinawatra, der Schwester von Expremier Thaksin Shinawatra. Der oppositionelle Anführer der Kundgebungen, Suthep Thaugsuban, ein ehemaliger Vizepremier, hat geschworen, das „Thaksin-Regime“ auszumerzen.

Vom Militär 2006 gestürzt und im Exil lebend, schwebt Thaksin weiterhin wie ein Gespenst über der hiesigen Politik. Es stimmt, dass der demokratisch gewählte Thaksin seinerzeit autoritär agierte und korrupt war. Von den massiven Menschenrechtsverletzungen während seiner Ära ist bei seinen Gegnern indes kaum die Rede.

Vielmehr ärgert es die ultrakonservative Mittel- und Oberschicht Bangkoks, dass Thaksin seine parlamentarischen Mehrheiten vor allem durch die armen Wähler im Norden und Nordosten errang. Letzteren würden die konservativen Eliten am liebsten das Wahlrecht absprechen, weil sie in ihren Augen „zu dumm“ sind und sich von Thaksin kaufen ließen.

Suthep und seine Mitstreiter geißeln das „korrupte Thaksin-Regime“ als Wurzel des jahrelangen Konfliktes. Dabei geht es ihnen nicht um Reformen, sondern darum, endlich wieder die politische Macht in die Hände zu bekommen. Mal davon abgesehen, dass Suthep selbst in der Vergangenheit wiederholt korrupte Machenschaften vorgeworfen wurden.

Wiederholt haben die Thaksin-treuen Parteien die Wahlen für sich entschieden, sehr zur Frustration ihrer Gegner. Solange Letztere die Wahlergebnisse aber nicht akzeptieren, wird Thailand immer tiefer im Kreislauf politisch motivierter Gewalt versinken. Vernunft und Kompromissbereitschaft wären nötig, um aus der Krise zu kommen. Suthep jedoch verfügt weder über das eine noch das andere.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    "Kompromissbereitschaft wären nötig, um aus der Krise zu kommen. Suthep jedoch verfügt weder über das eine noch das andere." Glücklicherweise sind genau diese beiden Eigenschaften bei Yingluck Shinawatra vorhanden. Man kann nur hoffen, daß es ihr nicht auch so, wie General Khattiya Sawasdipol ergeht. Eine eindeutige Stellungnahme der westlichen Welt pro Demokratie in Thailand, wäre angebracht. Allerdings, könnte das im Hintergrund lauernde Militär dies als Einmischung in die inneren Angelegenheiten auffassen und zum Eingreifen pro Suthep veranlassen.