Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
Man hätte meinen können, der Holocaust hätte einen Gesinnungswandel herbeigeführt. Doch Ruanda und der Südsudan belehrten uns alle eines Besseren: Völkermord ist vollkommen normal.
"Den Südsudan retten" kann nicht die Weltgemeinschaft, sondern allenfalls der Südsudan selbst. Auch ist es fragwürdig, auf der Basis von Rwanda 1994 ein internationales Eingreifen im Südsudan zu fordern. Selbst wenn sich die Kommunikationskanäle in den letzten 20 Jahren verbessert haben, so bleibt der Südsudan ein sehr dünn besiedeltes Land mit vielen nur schlecht zugänglichen Gebieten, dessen Fläche 30 mal so groß ist wie Rwandas. Insofern sind die Voraussetzungen meiner Meinung nach zumindest teilweise recht unterschiedlich. Dies sollte man bei dem Ruf nach einer militärischen Intervention nicht außer acht lassen.
Eingreifen wäre, wie im Falle Syrien auch hier wichtig, halbherzige Dogma-Linke ala "Gar keine militärische Intervention irgendwo" beschwören einen trügerischen Status Quo und eine fadenscheinige Selbstbestimmung. In einem Land, das sich im Bürgerkrieg befindet, wird es nicht nur schwer, sondern fast unmöglich Selbstbestimmung und wenigstens Demokratie zu erringen. Eingreifen und Helfen, Menschenrechte schützen und individuelle Freiheit sichern sind absolut berechtigt. Man sollte in gewissen Fällen sehr wohl eingreifen. Viele Leben hätten so gerettet werden können.
Menschenrechte sind wichtig und müssen verteidigt werden. Scheiß Kulturrelativismus!
Deutschland soll nicht Weltpolizei spielen, genauso wenig wie vermeintliche Supermächte. Kriegerische also militärische Interventionen sind prinzipiell abzulehnen. In Deutschland muss sicher gestellt sein, dass hier nie wieder der braune Faschismus Fuß fassen kann, aber auch dafür bedarf es gar keiner Soldaten, sondern nur ein funktionierender Justiz und die Einhaltung des Grundgesetzes. Deutschland braucht keine bezahlten Mörder und hat sich auch nicht in Geschehnisse in völlig anderen Territorien einzumischen!
Ist es nicht Kolonialismus, in die Autonomie afrikanischer Staaten einzugreifen?
Der Kolonialismus war das Grausamste was den Menschen in Afrika angetan wurde. Der Kolonialismus hat nicht aufgehört er wird nur anders gehandhabt.
Das überhaupt eingegriffen wird, sind nur wirtschaftliche Gründe wie Öl, Gas, Diamanten, Kupfer uvm
Und wenn was folgt dann ist die Taz die allerserste die für die kleinste Nebenwirkung unserer Gesellschaft und/oder dem Staat moralische Vorwürfe macht.
Jaja, wo es nix zu holen gibt, sieht man auch keine US Army auf als Krieg gegen den Terror deklariertem Plünderzug. Da dürfen dann schön die Blauhelme den Kopf hinhalten.
@Balduin Haben denn schon je Politiker ihren Kopf für irgendwas hingehalten ? Das "durften" immer die Soldaten erledigen.
@Balduin Einfach mal drauflos kommentiert? Der Südsudan hat grosse Ölvorkommen.
Acht israelische Soldaten werden im Libanon bei Kämpfen mit der Hisbollah getötet. Israel lässt UN-Generalsekretär Guterres nicht nach Israel einreisen.
Kommentar Gewalt im Südsudan: Machtlos gegen Massenmord
Die Weltgemeinschaft ist sich einig: Das Morden soll gestoppt werden. Doch genau wie vor 20 Jahren in Ruanda folgen der Einsicht keine konkrete Taten.
Südkoreanische Blauhelmsoldaten im Südsudan Bild: dpa
Hilflos sieht die Weltgemeinschaft zu, wie ihr jüngstes Mitglied Südsudan in einen blutigen Bürgerkrieg abgleitet, bei dem beide Seiten einander mittlerweile mit Mitteln des Völkermords bekämpfen: die kollektive Tötung von Angehörigen der jeweils als Feind angesehenen Ethnie ohne Ansehen der Person.
Schutz gibt es für die Bedrängten nur in UN-Militärbasen, die aber nur ungenügend Schutz bieten können. Von offensivem Eingreifen gegen Killer auf den Straßen ganz zu schweigen.
Es hat eine gute Woche gedauert, bevor der UN-Sicherheitsrat eine Aufstockung der Blauhelmtruppe im Südsudan beschließen konnte. Es wird Wochen dauern, bevor diese Aufstockung auch ankommt. Und ob sie tatsächlich etwas bewirkt, darf angesichts früherer Erfahrungen mit UN-Missionen bezweifelt werden.
Krisengespräche
Die ersten Vermittlungsbemühungen im Südsudan-Konflikt sind gescheitert. Kenias Präsident Uhuru Kenyatta und der äthiopische Regierungschef Hailemariam Desalegn sprachen zwar am Donnerstagabend nach einem Treffen mit ihrem südsudanesischen Kollegen Salva Kiir von „einem konstruktiven Dialog.“ Doch an den Gesprächen nahm Kiirs Widersacher, Ex-Vizepräsident Riek Machar, nicht teil. Am Freitag sollen die Gespräche fortgesetzt werden. (ap)
Aller Diskussionen um „Schutzverantwortung“ und den Lehren aus dem Völkermord in Ruanda 1994 zum Trotz ist die Welt heute gegenüber organisiertem Massenmord offenbar nicht besser aufgestellt als damals. Diese Erkenntnis mag nach den jüngsten Erfahrungen mit Syrien wenig überraschen.
Aber anders als im Fall Syrien gibt es im Falle Südsudan keinen Zwist unter den Weltmächten, der ein Eingreifen verhindern würde. Und anders als in Ruanda vor zwanzig Jahren gibt es heute viel schnellere und umfassende Kommunikations- und Informationskanäle.
Noch ist es nicht zu spät, um zu verhindern, dass auf Ruanda 1994 ein ebenso grauenhaftes Südsudan 2014 folgt. Aber wenn es nicht zu spät werden soll, muss ein deutliches Signal ergehen.
Wer Soldaten nach Juba schicken kann, um die eigenen Landsleute zu evakuieren, kann auch Südsudanesen retten. Wer durch jahrelange zähe Diplomatie überhaupt erst die Entstehung des freien Südsudan möglich machte, müsste jetzt auch politische Schritte für das Überleben dieses Landes unternehmen können.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Kommentar von
Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
Themen