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Der sonntaz-StreitLandsberg oder Landshut?

Schon vor Haftantritt möchte Uli Hoeneß verlegt werden, weil er um seine Privatsphäre fürchtet. Sollen Prominente anders behandelt werden als ihre Mitgefangenen?

„Medientag“ auf dem Fußballplatz der JVA Landsberg. Bild: dpa

Schon während der Verhandlung um Uli Hoeneß' Steuerbetrug tauchte immer wieder ein gegensätzliches Begriffspaar in den Medien auf: Promibonus und Promimalus. Hinter beiden Begriffen steckt der Vorwurf, bei der Verurteilung von Menschen mit Medienpräsenz würden andere Maßstäbe angewandt, als bei Otto-Normal-Kriminellen. Die einen sehen Sympathien für Prominente als versteckten Grund für zu milde Strafen, die anderen meinen zu wissen, an Berühmtheiten würden gerne abschreckende Exempel statuiert.

Die meisten Kritiker zeigten sich im Fall Hoeneß durch den Urteilsspruch besänftigt. Im März wurde über den ehemaligen FC Bayern-Präsidenten eine dreieinhalbjährige Haftstrafe verhängt, was Kommentatoren insgesamt als faires Urteil bewerteten. Seine Anwälte gingen nicht in Revision. Damit ist klar, dass Hoeneß für seine 28,5 Millionen Euro-Hinterziehung bald ins Gefängnis wandert. Doch in welches?

Eigentlich sollte Hoeneß seine Haft in der JVA Landsberg verbüßen. Laut einem Focus-Artikel habe er aber Einspruch gegen die Unterbringung in dem oberbayerischen Gefängnis eingelegt. Als Grund für seine Vorbehalte wird ein kürzlich von der Anstaltsleitung abgehaltener „Tag der offenen Tür“ genannt. Dadurch sei Hoeneß' Privatsphäre verletzt worden. Im Gespräch als alternative Gefängnisoption ist die neuerbaute JVA Landshut.

Seit heute ist darüber hinaus bekannt, dass Hoeneß weitere Sicherheitsbedenken hat. Wie Spiegel Online meldet wurde der Wurstfabrikant unter Androhung von Gewalt gegen ihn und seine Familie um 200.000 Euro erpresst. Der mutmaßliche Erpresser wurde diesen Samstag gefasst und sitzt derzeit in Untersuchungshaft. Möglicherweise erhofft sich Hoeneß durch die Verlegung auch einen Sicherheitsvorteil gegen solche und ähnliche Zugriffe.

Schnell wird aber der Vorwurf laut, Hoeneß' Bedenken seien nur vorgeschoben. In Wirklichkeit gehe es ihm bei seiner Verlegung um Komfort. Böse Zungen munkelten, in Landsberg könnten die Gefangenen kein Sky empfangen, in Landshut hingegen schon. Eine Einschätzung, die Insassen, Angehörigen und Bediensteten der beiden Gefängnisse offenbar nicht teilen. Auf//www.knast.net/prison_guide.html?country=Bayern&id=7212: knast.net bewerteten sie Landsberg, Landshut und andere JVA mit einem Sternchensystem. Das Ergebnis: Landsberg schneidet unter allen Befragten insgesamt besser ab als die Hoeneß-Alternative Landshut.

Geht es Hoeneß also wirklich nur um seine persönliche Sicherheit und Privatsphäre? Wie komfortabel darf und sollte ein Knast überhaupt sein? Braucht ein inhaftierter Prominenter eine andere Behandlung als seine Mitgefangenen? Und schließlich: Soll Hoeneß wie geplant in Landsberg einsitzen oder soll seiner Bitte stattgegeben werden? Landsberg oder Landshut?

Diskutieren Sie mit! Die sonntaz wählt unter den interessantesten Kommentaren einige aus und veröffentlicht sie in der sonntaz vom 17./18. Mai 2014. Der Kommentar sollte etwa 900 Zeichen umfassen und mit dem Namen, Alter, einem Foto und der E-Mail-Adresse der Autorin oder des Autors versehen sein. Schicken Sie gerne bis Mittwoch, 14. Mai, eine Mail an: streit@taz.de.

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3 Kommentare

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  • so als Ex-Fußballer wird der sich doch wohl mal eben gegen seine Mitgefangenen durchsetzen, oder eine neue Gang gründen. Wahrscheinlich muß ein Reporterteam immer vor Ort sein, damit er nicht heimlich auf sein Landhaus kommt.

  • Für Deutsche gibt es eben zwei Sorten von Menschen, die ins Gefängnis gehen:

     

    Verbrecher und Uli Hoeneß

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    "Promibonus und Promimalus"

    Beides, zumindest in der medialen Diskussion, aus der die taz sich raushalten und nicht auch noch durch einen "Streit" anfeuern sollte.

    Dass der Ort der Haftanstalt überhaupt öffentlich wurde, ist für sich allein schon als ein medialer Skandal zu betrachten.