25 Jahre Mauerfall: 7.000 Luftballons und ein Sorry
Berlin feiert den Jahrestag des Mauerfalls. Die Führung der Linkspartei verurteilte unterdessen „staatliches Unrecht“ in der DDR und entschuldigte sich für die Rolle der SED.
BERLIN dpa/taz | Udo Lindenberg vor dem Brandenburger Tor, die Bundeskanzlerin an der Bernauer Straße und eine Luftballonkette quer durch die Innenstadt: Mit mehreren Gedenkveranstaltungen feierte Berlin am Sonntag den 25. Jahrestag des Mauerfalls. Mehr als eine Million Menschen waren zu diesem Anlass in die Hauptstadt gekommen. Am Abend stiegen knapp 7000 Ballons in den Himmel – sie hatten den Verlauf der einstigen Mauer als Lichtgrenze nachgezeichnet. Damit sollte symbolisch die Grenze wieder aufgelöst werden.
Kanzlerin Angela Merkel sprach am Vormittag beim zentralen Gedenken am ehemaligen Todesstreifen von einer Botschaft für die Welt: „Träume können wahr werden. Nichts muss so bleiben wie es ist.“ Aber auch die Erinnerung an die Opfer der deutschen Teilung und Sorgen um die weltpolitischen Konflikte prägten den Festtag.
Insbesondere die Krise um die Ukraine und die Spannungen mit Russland warfen einen Schatten auf die festliche Stimmung. Merkel betonte: „Wir können die Dinge zum Guten wenden.“ Diese Botschaft richte sich besonders an die Menschen in der Ukraine, in Syrien und im Irak und in vielen anderen Regionen, „in denen Freiheits- und Menschenrechte bedroht oder mit Füßen getreten werden.“
Wegen Überfüllung waren schon weit vorher die Zugänge zum Bürgerfest unter dem Motto „Mut zur Freiheit“ geschlossen werden. Am Nachmittag fand ein Festakt des Landes Berlin im Konzerthaus am Gendarmenmarkt statt. Zuvor hatte Bundespräsident Joachim Gauck, der auch zum Bürgerfest gekommen war, die Zeit vor 25 Jahren als die bewegendsten Tage seines Lebens bezeichnet.
Auch der ehemalige sowjetische Staats- und Regierungschef Michail Gorbatschow und der frühere polnische Gewerkschaftsführer Lech Walesa am Sonntag in Berlin. Stehend feierten die Gäste einer NDR-Veranstaltung insbesondere den 83-jährigen Gorbatschow, der als einer der Väter der deutschen Einheit gilt. Später am Brandenburger Tor erinnerten „Gorbi, Gorbi“-Rufe an die Zeit des Mauerfalls.
Selbstreflexion in der Linkspartei
Neben Regierungsvertretern, Kirchen und Bürgen blickte am Jubiläumswochenende auch die Linkspartei zurück – und beschäftigte sich vor allem mit ihrer eigenen Geschichte. Die Partei verurteilte das „staatliche Unrecht“ in der DDR und erneuerte gleichzeitig eine Entschuldigung ihrer Vorgängerpartei PDS aus dem Jahr 1990. Die Parteivorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger sowie Bundestags-Fraktionschef Gregor Gysi betonten in einer gemeinsamen Erklärung, die DDR sei ein Staat gewesen, „in dem die politische Willkür jederzeit Recht und Gerechtigkeit ersetzen konnte, in dem zehntausende Biografien durch staatliches Unrecht gebrochen und zerstört wurden“. Dafür habe die SED die Hauptverantwortung getragen.
Weiter erinnerte die Partei- und Fraktionsführung daran, dass sich die PDS als Nachfolgepartei der SED im Frühjahr 1990 bei den Bürgerinnen und Bürgern der DDR entschuldigt habe. „Heute erneuern wir die Entschuldigung für begangenes Unrecht und das Bekenntnis, dass wir Demokratie und Rechtsstaat wie zwei Augäpfel zu hüten haben.“
Die Linke ist aus der Fusion von WASG und PDS hervorgegangen. Erst am Freitag hatte der Liedermacher Wolf Biermann bei einer Gedenkstunde im Bundestag die Partei hart angegriffen und als „elenden Rest dessen, was zum Glück überwunden ist“, bezeichnet. Fraktionschef Gysi ging in seiner anschließenden Gedenkrede nicht auf die Rolle seiner Partei ein. Aus Reihen von Union und SPD erntete er dafür Kritik.
Eher am Rande wurde am Sonntag an die Pogrome in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 erinnert. Beim Eröffnungsgottesdienst der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) würdigte der stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende, Jochen Bohl, zunächst die Rolle der Protestanten im Wendeherbst 1989. Anschließend mahnte er, zum Jahrestag des Mauerfalls die Pogromnacht vor 76 Jahren, „und das was ihr folgte“, nicht zu vergessen.
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