Wolfsburger Werkklub-Fußball: Taktische Tiefstapelei

Als 100-prozentige VW-Tochter wird der Bundesligist VfL Wolfsburg von der UEFA kontrolliert. Manager Klaus Allofs sieht das gelassen: Der Verein sei eine Ausnahme, die erklärt werden müsse.

Wozu die Wolfsburger in der Lage sind: Bas Dost (2.v.r) bejubelt seinen Treffer zum 1:2 gegen Hannover 96 Bild: dpa

WOLFSBURG/HANNOVER taz | Wie ein Hellseher wählte Klaus Allofs die passenden Vokabeln. „Wir haben zu wenig investiert“, sagte der Geschäftsführer des VfL Wolfsburg. Er wollte eigentlich ganz klassisch den glücklichen 3:1 (1:1)-Sieg bei Hannover 96 erklären, musste sich aber einem heiklen Thema stellen: Er und sein Verein rücken vor allem deshalb in den Fokus, weil monetäre Ermittlungen anstehen.

Kontrolleure der Europäischen Fußball-Union (UEFA) möchten mehr über das Wolfsburger Erfolgsmodell wissen. Wie viel wird wirklich in den Kader des VfL investiert? Stehen Einnahmen und Ausgaben in einem vernünftigen Verhältnis, das dem Financial-Fairplay-Reglement der UEFA entspricht? „Ich sehe keine Probleme auf uns zukommen“, sagte Allofs mit demonstrativer Gelassenheit.

Der 14. Spieltag der Fußball-Bundesliga hat noch einmal so manchen Luxus sichtbar gemacht, den sich der finanzstarke VfL Wolfsburg leisten kann: Trainer Dieter Hecking hatte Großverdiener wie Christian Träsch und Nicklas Bendtner erst gar nicht in den Spielerkader berufen. Seine Mannschaft hatte es sich auf dem Weg zu einem glücklichen Erfolg im Niedersachsenderby bei Hannover 96 leisten können, eine lustlose erste Halbzeit zu zeigen, um dann doch ungefährdet zu gewinnen.

Kleinlauter Krösus

Kevin de Bruyne (4. Minute) sowie die eingewechselten Bas Dost (69.) und Maximilian Arnold (85.) schossen die Tore für einen Tabellenzweiten, der sich gerne als kleinlauter Krösus der Liga darstellt. Zu gut für eine Nebenrolle, zu schlecht für den Status des Bayern-Jägers: Zur erfolgreichen Taktik des VfL Wolfsburg gehört eine Tiefstapelei, die sich vom Linksverteidiger bis zum Geschäftsführer alle Hauptdarsteller auferlegen. „Bayern-Jäger sind wir nicht. Das brauche ich nicht jede Woche zu wiederholen“, sagte Hecking. Er ist weiterhin zufrieden damit, die Besten nach den Bayern zu trainieren.

Die Recherchen der UEFA sind angeblich Routine. Weil der VfL Wolfsburg erfolgreich in der Europa League vertreten ist und beste Chancen hat, in dieser Saison direkt in die Champions League einzuziehen, wird sein Finanzgebaren hinterfragt. Dem ersten Besuch einer niedersächsischen Delegation bei der UEFA folgt in Kürze ein Gegenbesuch in Wolfsburg. „Wir sind eine Ausnahme im europäischen Fußball“, die erklärt werden müsse, sagt Allofs in Anspielung auf den Volkswagen-Konzern, der den Profifußball in Wolfsburg finanziert.

Als Vater des jüngsten Wolfsburger Aufschwungs verweist Allofs gerne auf eine neue Demut, die beim VfL Einzug gehalten haben soll. Man habe den Spielerkader verkleinert, Gehälter angepasst und kaufe Spitzenkräfte nur noch gezielt. Ob das ausreicht, um genügend Einnahmen zu erzielen, die millionenschweren Einkäufen wie die des Brasilianers Luiz Gustavo und Belgiers Kevin de Bruyne gegenüberstehen, bleibt abzuwarten.

Die bessere Mannschaft

Wozu der Wolfsburger Kader in der Lage ist, bekam im Niedersachsenderby der Bundesliga Hannover 96 zu spüren. Das Team von Trainer Tayfun Korkut hatte im Heimspiel vor 41.400 Zuschauer die erste Halbzeit trotz eines frühen Rückstandes bestimmt und war die bessere Mannschaft. Das zwischenzeitliche 1:1, Sekunden vor dem Halbzeitpfiff durch Torjäger Joselu erzielt, hatte kurz die Hoffnung auf ein Erfolgserlebnis genährt.

Wolfsburg profitierte von der Klasse einzelner Profis – allen voran Ivan Perisic. Der Kroate bereitete gekonnt sämtliche Treffer des Siegers vor. „Wir hatten eine brutale Effizienz“, sagte VfL-Trainer Hecking und redete den FC Bayern groß und die Wolfsburger kleiner. Vielleicht ist die UEFA die Instanz, um zu beurteilen, wie groß der Unterschied zwischen den beiden wirklich ist: Sie wird den VfL Wolfsburg jedenfalls zwingen, Auskunft über Spielergehälter zu geben.

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