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Online- und Offline-BuchhandelSieben Alternativen zu Amazon

Kaufen Sie Ihre Bücher auch immer bei Amazon? Aber jedes Mal mit schlechtem Gewissen? Das muss nicht sein.

Die Auswahl ist groß Bild: dpa

Niedrige Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen in den Versandzentren, Druck auf Verlage, um Preisnachlässe zu erwirken, Umgehung von Steuern in Milliardenhöhe: Es gibt etliche Gründe, sich gegen Amazon zu entscheiden. Und Alternativen gibt es viele:

1. Sozial

Falls man auf die Annehmlichkeiten des Onlinekaufs nicht verzichten möchte, kann man sich bei Internet-Buchhändlern umsehen, die gemeinnützige Projekte unterstützen. Kauft man zum Beispiel ein Buch oder E-Book bei Fairbuch.de, erhält die Kindernothilfe zwei Prozent des Verkaufspreises. Buch7.de spendet sogar 75 Prozent seines Gewinns an soziale, kulturelle oder ökologische Projekte. Wie Fairbuch.de ist Buch7.de Partner des Buchgroßhändlers Libri, der gute Einkaufspreise bietet. Neben angestellten Mitarbeitern sind bei Buch7.de auch freiwillige Unterstützer tätig.

Der grüne Onlinebuchhändler Ecobookstore.de wiederum setzt sich für Klima- und Umweltschutz ein. Er wurde im März 2012 vom Familienunternehmen Macadamu in Kooperation mit Libri eröffnet; hinter Macadamu verbergen sich drei Personen, die das Ganze laut Homepage „größtenteils im Rahmen eines Hobbys“ durchführen. Buchbestellungen nach Deutschland sind bei Fairbuch.de und Buch7.de versandkostenfrei, bei Ecobookstore.de erst ab einem Bestellwert von 20 Euro.

taz.am wochenende

Buchpaläste verschwinden aus der Innenstadt. Autorinnen haben künftig sieben Jobs gleichzeitig. Ein Kunde ist noch lange kein Kritiker. Und kleine Buchläden sind wie Eisbärenbabys. Was vier junge Schriftstellerinnen über Amazon denken, lesen Sie in der taz.am wochenende vom 20./21. Dezember 2014. Außerdem: Vögeln ist schön. Die Autorin des gleichnamigen Buches spricht mit Jan Feddersen über Verklemmtheit und das uneingelöste Versprechen der freien Liebe. Und: 2004 entvölkerte der Tsunami beinahe die indonesische Provinz Aceh. Wie findet man nach so einer Katastrophe wieder ins Leben? Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

2. Gebündelt

Auf der Branchenplattform Buchhandel.de kann man Bücher bei einem von mehr als 400 Buchhändlern vor Ort erwerben und so den lokalen Handel unterstützen. Die bestellten Bücher können entweder in der Buchhandlung abgeholt oder zugeschickt werden. Man kann nach Händlern filtern, die kostenlosen Versand anbieten.

3. Direkt

Eine weitere Alternative ist die direkte Bestellung beim Verlag, etwa bei Reclam auf Reclam.de oder bei Verso Books aus London und Brooklyn (Versobooks.com). Ab einem Bestellwert von mehr als 25 Euro liefert Reclam innerhalb Deutschlands versandkostenfrei; bei Verso Books sind Steuern und Verschiffungskosten zu beachten.

4. Gebraucht oder geliehen

Wem der Faktor „Neuheit“ beim Erwerb eines Buchs nicht wichtig ist, sollte nach Antiquariaten und Second-Hand-Läden in seiner Umgebung Ausschau halten – auch das Stöbern auf Flohmärkten empfiehlt sich. Auf Antiquariate.de findet man ein umfangreiches Verzeichnis deutscher Antiquariate. Markt.de bietet eine Übersicht über die größten Flohmärkte in Deutschland. Online kann man gebrauchten Lesestoff beispielsweise auf Booklooker.de kaufen: Dort gibt es Schnäppchen ab 25 Cent. Ist das Buch nicht als Geschenk gedacht, sondern nur für den Eigenbedarf, ist das Leihen in städtischen Bibliotheken eine weitere Möglichkeit.

5. Groß – auch online

Der Appeal kleiner Ladengeschäfte geht Buchhandelsketten wie Thalia oder Hugendubel zweifelsohne ab – wiewohl sie versuchen, mit Leseecken, Kaffee und Köstlichkeiten keine allzu offensichtliche Kaufhausatmosphäre aufkommen zu lassen. Wem der Gang in die Stadt nicht möglich oder genehm ist, kann das Internetangebot der großen Buchhandlungen nutzen: Bei Thalia.de, Hugendubel.de und Derclub.de sind Buchbestellungen versandkostenfrei, bei Weltbild.de ab 10 Euro ebenfalls. Auch E-Books finden sich auf den Websites der vier Großen – für den E-Reader Tolino statt für Amazons Kindle.

6. Originell

Not just another bookstore: Ocelot in Berlin-Mitte gilt als Paradebeispiel für eine konzeptionell extravagante Buchhandlung mit integriertem Café und Event-Angebot. Sie wurde im Juni 2012 mit dem Anspruch gegründet, „das Leseerlebnis zu revolutionieren“ und das Online- und Offline-Geschäft durch einen anspruchsvollen Internetshop miteinander zu verzahnen. Zwar konnte sich Ocelot in der Hauptstadt als Marke – als Ort der fachlichen Kompetenz sowie des Wohlfühlens und Verweilens – etablieren, im November wurde jedoch bekannt, dass die Buchhandlung insolvent ist. Nun steht eine Unternehmenssanierung an.

7. Klein und nett

Das im doppelten Wortsinn Nächstliegende ist natürlich die kleine, lokale Buchhandlung, die sich im Idealfall gleich um die Ecke befindet. Schmökern statt Klicken, freundliche Face-to-Face-Beratung statt eines errechneten Rats, der nicht selten Absurdes zu Tage fördert – die Vorzüge des kleinen, stationären Buchhandels sind zahlreich. Die Schwärmerei über den Charme solcher Läden ist gewiss zum Klischee geworden – sie ist deshalb aber nicht weniger berechtigt.

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15 Kommentare

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  • @ Andreas Urstadt hat recht!

    Recherche wäre nötig. Dazu ein Ausschnitt:

     

    Frankfurt am Main, die Buchstadt in Deutschland, weshalb dort seit jeher die Buchmesse stattfindet. Noch in den 1970ern gab es in der Innenstadt die folgenden Läden, im Besitz mittelständischer Inhaber, teils seit vielen Generationen bestehend:

     

    Aus dem Börsenblatt des Buchhandels:

    "Die Buchhandlungen Frankfurter Bücherstube, Herder, Kohl, Montanus, Hase, Blazek und Bergmann, Naacher, Mühlhausen, Weber, Harri Deutsch, Bockenheimer Bücherwarte, Huss’sche Buchhandlung, Fachbuchhandlung für Psychologie – all diese Buchhandlungen sind in der Buchstadt Frankfurt in den letzten Jahrzehnten gestorben." http://www.boersenblatt.net/630849/

     

    So einfach - ein Artikel Pro- und einer Contra-Amazon (dieser hier) - geht Recherche nicht.

     

    Im Übrigen ist sogar die banale Grundaussage des Artikels zu korrigieren:

     

    Online bestellen geht in ALLEN Buchhandlungen, Versandbuchhandlungen und Antiquariaten!

    Davon gibt es immer noch jede Menge.

     

    Wer aber einfach "irgendwo" bestellt (also bei den Konzernen, die sich in Googles Trefferliste vorne einkaufen) sorgt dafür, dass es in Kürze keine kleinen Inhaber-geführten Buchläden und Portale mehr gibt!

    - Das Stadtbild wird ärmer,

    - wuselige Schmökerecken der neuen Literatur verschwinden für immer (stattdessen nur noch Bestseller, Best of new, best practice, best best best)

    - der Beruf des Buchhändlers im Laden verschwindet ebenfalls (angelernte Logistiker, Einräumer und Kassierer ersetzen Sortimentsbuchhändler)

    - der Buchmarkt wird noch stärker den großen Marketing-Budgets unterworfen.

  • Oder man bestellt sein Buch einfach telfonisch beim Buchladen um die Ecke und kann es am nächsten Tag abholen. Ist sogar noch schneller...

  • Wie der Zufall es so will hat ja Amazon versprochen das alle Päckchen Pakete pünktlich unter den Bäumen landen sollen; Jetzt der Hammer, laut eines Augenzeugen beim gelb roten Riesen kommen diese Sendungen fast alle aus dem europäischen Ausland insbesondere aus GB, F und L ; mit Luxemburger Trailern und rumänischen LKW Fahrern mit dort zugelassenen Zugmaschinen .

  • Wäre es nicht sinnvoll, wenn man noch erfahren hätte, wie hoch die Stundenlöhne und die Arbeitsbedingungen bei denn von ihnen genannten Alternativen sind?

  • 5G
    5393 (Profil gelöscht)

    Bücher wachsen nicht in der Buchhandlung, die werden über Logistikschritte verschickt und das nicht von Robotern, sondern von Logistikern, die schlechter bezahlt werden als bei amazon, denn amazon zahlt in Logistik den tariflichen Höchstlohn - wie gehen hier die Prozente an soziale Projekte, nur dadurch, indem das Geld wo eingespart wird, damit kauft man dann das politische Image. Insofern hat TH60 recht, das Angebot der meisten Buchhandlungen ist zum Davonlaufen. Oder man sieht kritische Bücher demonstrativ im Schaufenster liegen, die aber über Randomhouse/Bertelsmann laufen, die neoliberale Politik aktiv verfolgen und finazieren und promoten über ihre Institute/Stiftungen, was amazon bspw. nicht macht. Mercedes zahlt viel weniger Steuern als amazon, wer das alles nie wusste, hat sich nie informiert, wie Deutschland verdeckt Firmen subventioniert, es ist eben nicht alles Luxemburg usw, verdächtig ist, dass dahin alles abgelenkt wird.

  • Die charmanten kleinen Buchläden, die ich kenne, bieten zehn Bestseller, Kochbücher, Reiseführer, Esoterik und Geschenkartikel feil. Das muss wohl so sein, hilft mir aber nichts. Sicher bestellen die mir auch das Buch, das ich haben möchte, aber warum soll ich dafür extra hinlaufen? Natürlich tut es mir Leid um die gelernten Buchhändler, aber wenn ein Geschäftsmodell überholt ist, wird es auf Dauer nicht durch Nostalgie gerettet. Da bleiben, wie bei den Vinylschallplatten, in den Metropolen ein paar Läden für die Hardcore-Fans, das war's.

    • @th60:

      Na......., offensichtlich den Artikel nicht (ganz) gelesen?! Es ging gar nicht um den charmanten, kleinen Buchladen sondern um einen politischen Standpunkt, einen Standpunt der manchmal unbequemer als der Mainstream ist, dafür aber befriedigender in der Wirkung. Aber stimmt schon, das sieht nicht jeder!

      Fröhliche, konsumreiche und bequeme Weihnachten.

      • @themanwhostolehisownhorsetwice:

        Den ganzen Artikel gelesen, den letzten Absatz kommentiert - sorry, wenn das nicht klar wurde. Standpunkte sind gut und wichtig, wenn sie denn in konkret hilfreiches Handeln umsetzbar sind. Der lokale Buchhandel ist auf Dauer verloren, da bringen gut gemeinte Gesten einer Minderheit nichts. Mich selbst habe ich nur als Fallbeispiel genommen; mein persönlicher Weihnachtskonsum wird sich in bescheidensten Grenzen halten.

        • @th60:

          Der lokale Buchhandel müßte nicht verloren sein, zumindest nicht überall - bei uns im Kiez in Berlin gibt es mehrere kleine Buchläden (mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten und in dem Rahmen dann auch einer entsprechenden Auswahl), und die halten sich alle. Offensichtlich gibt es hier eben genügend Leute, die bewußt da einkaufen.

           

          Es ist schon möglich, es müssen halt nur genügend mitmachen. Ich halte nichts von fatalistischen Verallgemeinerungen, die den Menschen die Verantwortung abnehmen, weil sie ein Gefühl der Ohnmacht erzeugen, das in diesem Ausmaß Gottseidank nicht realistisch ist (jedoch die Interessen einer privilegierten Minderheit sehr effektiv befördert...)

          • @Anjetta Christner:

            Du nennst genau die metropolitanen Spartenläden, die ich mit Vinyl-Schallplatten-Geschäften verglichen habe. Die wird es geben, und ich wünsche ihnen alles Gute. Nur ist so etwas in der Breite, für die Mehrzahl der Leute, keine Option. Und fern sei mir Fatalismus - man muss halt gucken, wie man sich gegen Amazon tatsächlich wirksam aufstellen kann.

  • PS wenn man in der Stadt wohnt, ist ja alles kein Problem, aber viele wohnen auf dem Lande, wo es eben keine BUCHLÄDEN gibt, oder zum nächsten eben 15km sind !

    • @Georg Schmidt:

      Es gibt längst auch regionale Buchläden, die bestellte Bücher bundesweit verschicken - in jedes Dorf! Amazon ist für mich ein Infoportal, um die ISBN-Nummern rauszuschreiben. Bestellt wird vor Ort beim Händler um die Ecke!

      • @Bademeister77:

        mag sein, welche Ecke? mein nächster Buchladen ist c 13km von meiner Wohnung, Spritkosten c c 4€uro, 2€uro Parkgebühr-Zeitaufwand c 2.3 h, im Hinterland gibts kaum mehr einen Zeitungsladen, die Supermärkte haben eine Zeitschriftenstand, also, so einfach ist das nicht, ich bestelle meine Bücher da wo ich sie bekomme, ob bei Amazon oder einem anderen Händler, das Buch " im Land des Regenbaums" hab ich erst nach langem Suchen im Internet gefunden, der Laden um die Ecke hats nicht, im Moment such ich " der Preis-Geschichte des Öls" können Sie mir helfen?

        • @Georg Schmidt:

          Ganz einfach bei booklooker.de suchen. Der Autor heißt übrigens Yergin,Daniel. Und der richtige Titel "Der Preis - Die Jagd nach Öl, Geld und Macht"

           

          Hoffe geholfen zu haben. Der Buchhändler.

  • Alternativ sind auch noch die, sich immer mehr verbreitenden, Büchertauschkästen in den Städten. Mainz ist hier ganz gut dabei. 2x im Monat schaue ich mit meinem Sohn dort vorbei auf einem Schnäppchen und lade Gelesenes dort ab, wenn ich nicht zu sehr daran hänge. Immer ein schwerer Gang für Bücherliebhaber.