piwik no script img

Expertenkreis AntisemitismusGrüne fordern jüdische Experten

Das Innenministerium weist Kritik am „Expertenkreis Antisemitismus“ zurück. Religionszugehörigkeit sei kein Kriterium für die Mitgliedschaft.

Die Kritik sollte angenommen werden, findet Volker Beck. Bild: imago/Horst Galuschka

BERLIN taz | Die Kritik des American Jewish Committee (AJC), der Amadeu Antonio Stiftung und des Moses Mendelssohn Zentrum am amtlichen „Expertenkreis Antisemitismus“ der Bundesregierung ist auf ein geteiltes Echo gestoßen.

Dass unter dessen acht Mitgliedern kein einziger Wissenschaftler jüdischer Herkunft sei, nannte Julius Schoeps vom Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien in Potsdam einen „einzigartigen Skandal“. Der erste Expertenrat war 2009 zusammengetreten und hatte im November 2011 einen Antisemitismus-Bericht vorgelegt.

Beim Bundesinnenministerium (BMI), das den Expertenrat einberufen hat, zeigte man sich überrascht: „Die Frage der Religionszugehörigkeit einzelner Expertinnen und Experten war bei der Zusammensetzung des Expertenkreises kein fachliches Kriterium“, erklärte eine Sprecherin gegenüber der taz. „Im Vordergrund standen stets fachliche Erwägungen.“ Man habe jedoch angeregt, jüdische Verbände und Organisationen „in die Arbeit einzubinden“. Im Übrigen sei die die Besetzung des Kreises „gemeinsam mit allen im Deutschen Bundestag vertretenen Fraktionen“ erfolgt.

Grünen-Politiker Volker Beck hält die Kritik dennoch für berechtigt. Die Politik sollte sie „aufnehmen, um gemeinsam zu verhindern, dass der Expertenkreis in Gänze beschädigt wird“, sagte er der taz. „Als Politiker brechen wir uns keinen Zacken aus der Krone, wenn wir das gemeinsam korrigieren“, so Beck.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • Wen man die starken antisemitischen Tendenzen der Antizionisten ausblendet, kann man das mit dem Kampf gegen den Antisemitismus gleich sein lassen, denn jede Hassparole, jeder Gewaltakt gegen Juden lassen sich am Ende mit dem Antizionismus begründen.

  • 1G
    1393 (Profil gelöscht)

    Grundsätzlich wäre ja ein jüdischer Forscher in solcher Runde nicht unangemessen, ebenso wie die Beteiligung von Moslems bei Forschungen zur Islamophobie in Deutschland nicht unangemessen ist.

     

    Jedoch geht es wohl bei der Kritik vom AJC & Co. eher um diese Studie

     

    http://www.berlin.de/lb/lkbgg/_assets/bfg_52_antisemitismus.pdf

     

    der Forscher, die anscheinend Israelkritik nicht mit Antisemitismus gleichsetzt.

     

    Dass dann natürlich solche Verbände wie der AJC, deren Ziel der Schutz israelischer Besatzungsverbrechen ist (z.B. durch Anstrebung einer UN Entmachtung /Wiki) den Rumpelstilzchen geben, und Methoden der "Empörung" benutzen, die in dieser Doku

     

    http://www.youtube.com/watch?v=Ly3T_Es4Jr0

     

    eindrucksvoll dargestellt werden, überrascht dann nicht. Die haben mit ihrer Forderung nach einem Juden in der Runde gemessen an der Kritik zu der Studie wohl mehr im Sinn, dass der Gewährleisten soll, in der Forschung Israelkritik weiter als Antisemitismus zu deuten.

     

    Die nun bald folgende jüdische Erweiterung der Runde wäre interessant, wenn tatsächlich ein "Moische Zuckerman" berufen werden würde und kein "Aufpasser".

    • @1393 (Profil gelöscht):

      danke für den link auf die studie.

      die muß man wohl kennen, um den wirbel zu verstehen.

  • ich finde ja, dass in der experten-runde der Moishe Zuckermann fehlt.

  • Hier geht's offensichtlich gar nicht um Religionszugehörigkeit von Kommissionsmitgliedern. Wenn man sich die Protesterklärungen der Vereine im Einzelnen durchliest, steht bei ihnen eine einzige Frage im Mittelpunkt: Man will sicherstellen, dass die verbreitete Kritik an der Politik der israelischen Regierung gegenüber den Palästinensern umstandslos mit dem Begriff des "Antisemitismus' konnotiert wird - es geht also um Definitionsfragen auf vermintem Terrain. Gut, dass sich der Zentralrat der Juden aus dieser Debatte bisher herausgehalten hat.

  • Das die grüne Versagertruppe sich mittlerweile der politischen beliebigkeit ergeben hat und Willkürentscheidungen seriöser wissenschaftlicher Arbeit, und der ebenso sachlichen Kritik daran, vorzieht ist der Skandal!

     

    Die Besetzung von Posten "nach Religionszugehörigkeit" war zum "Westfälischen Frieden" mal aktuell!