: Steuerausfall angedroht
■ Debis mahnt Verkehrsanbindung des Potsdamer Platzes an
Noch ist der Potsdamer Platz nicht fertig gebaut, da tobt bereits der Streit um die Eröffnung der Daimler-City. Weil der Daimler- Tochter debis die Verkehrsanbindung am Potsdamer Platz offenbar zu schlecht ist, drohte debis-Immobilien-Chef Hans-Jürgen Ahlbrecht nun mit der Verschiebung der ursprünglich für Oktober 1997 vorgesehenen Eröffnung der Shopping-Mall, des Kino-Centers, des Varietés, des Musical-Theaters und der Spielbank. Dies berichtet die Berliner Zeitung.
Der Hintergrund für diese Drohung ist offenbar die vom Senat vorgesehene Linienführung der Straßenbahn vom Alex zum Potsdamer Platz. Die vom Senat beschlossene Trasse über die Leipziger Straße (teils untertunnelt), die Zimmer- und Käthe-Niederkirchner Straße bezeichnete Ahlbrecht als zu umständlich und langsam. Der debis-Manager forderte statt dessen eine direkte Verbindung durch einen Tunnel unter der Leipziger Straße, der erst auf der Neuen Potsdamer Straße zwischen den debis- und Sony-Cities wieder auftauchen solle. Kostenpunkt für den Senat: etwa 200 bis 250 Millionen Mark. Eine Verschiebung der Eröffnung am Potsdamer Platz, ließ Ahlbrecht durchblicken, koste den Senat umgerechnet 100 Mark an Steuergeldern.
Auch der Sony-Konzern schloß sich gestern den Forderungen von Daimler an. Die derzeitige Planung der Verkehrsanbindung, erklärte Sony-Sprecherin Karin Püttann, „hätte fatale Folgen“. Schließlich erwarteten die Investoren am Potsdamer Platz einmal 100.000 Besucher täglich. Daß die Drohung von Daimler nur ein vorgeschobener Grund für die schlechte Vermietungssituation ist, glaubt Püttmann nicht. „Das Interesse am Potsdamer Platz ist riesig“, sagte sie. Gleichwohl hätten auch die Interessenten an Einzelhandelsflächen ein Interesse daran, die Verkehrsanbindung zu verbessern.
Während sich der Senat gestern davon überzeugt zeigte, daß debis an der geplanten Eröffnung festhalte, bezeichnete der verkehrspolitische Sprecher der Bündnisgrünen, Michal Cramer, den Daimler- Vorstoß als „Gipfel der Heuchelei und des Zynismus“. Schließlich sei es insbesondere der Daimler-Konzern gewesen, der sich für eine autogerechte Anbindung des Potsdamer Platzes ausgesprochen und damit die „Blockade“ des Senats gegen die Straßenbahn am Potsdamer Platz unterstützt habe. Außerdem, so Cramer, habe der Senat dem Konzern bereits 300 Millionen Mark durch die zeitweilige Aussetzung der Stellplatzverordnung geschenkt. Zwar setzt sich auch Cramer für eine direkte Führung der Straßenbahnlinien über die Leipziger Straße ein, lehnt aber jede Untertunnelung ab. wera
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