: Gericht soll Bagger stoppen
Der Kampf um die Lacomaer Teiche wird vor Gericht ausgefochten. Das Verwaltungsgericht Cottbus entscheidet morgen über einen Eilantrag von Naturschutzgruppen. Damit soll Vattenfall untersagt werden, die Teiche rasch trockenzulegen
VON WALTRAUD SCHWAB
Erneut wird die Existenz der Lacomaer Teiche vor Gericht verhandelt. Morgen entscheidet das Verwaltungsgericht Cottbus über einen Eilantrag von Naturschützern. Damit soll dem Energieunternehmen Vattenfall untersagt werden, die Teiche nördlich von Cottbus trockenzulegen. Vehement kämpfen die Umweltverbände Grüne Liga, Robin Wood, der Naturschutzbund Nabu und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland BUND für den Erhalt des einzigartigen Naturschutzgebiets in der Lausitz unweit von Cottbus. Vattenfall will es abbaggern, weil darunter Braunkohle liegt.
Aus Sicht des Energiekonzerns sind alle rechtlichen Voraussetzungen für den Abbau gegeben. Die Häuser des sorbischen Dorfes Lacoma durfte der Konzern bereits 2005 abräumen.
Seit Dezember spitzt sich die Situation um die Lacomaer Teiche nun zu. Die Tagebaubagger stehen unmittelbar vor dem umstrittenen 3 Quadratkilometer großen Gebiet. Vattenfall hat den Planfeststellungsbeschluss, den das Landesamt für Bergbau Ende 2006 verabschiedete, als Okay für den Abbau interpretiert und sofort mit der Baumfällung begonnen – obwohl verschiedene Naturschutzgruppen Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss einreichten. Daraufhin sahen sich die Umweltschützer gezwungen, zusätzlich einen Eilantrag zu stellen. Das Gericht muss morgen entscheiden, ob die Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss aufschiebende Wirkung hat, ob Vattenfall in dieser Zeit das Gebiet antasten oder gar trockenlegen darf.
Der Kampf um die Lacomaer Teiche und die angrenzenden Erlenbrüche dauert bald ein Jahrzehnt. Das Gebiet ist ein Flora-Fauna-Habitat der Europäischen Union. Das Teichgebiet beherbergt mit 5.000 Exemplaren die deutschlandweit größte Population der streng geschützten Rotbauchunke. Dort beheimatet sind auch zahlreiche seltene und geschützte Vögel und Insekten.
Die Diskussion über den Klimawandel hat den Braunkohletagebau nun wieder verstärkt in die Kritik gebracht. Denn bei der Verstromung im Kraftwerk Jänschwalde werden große Mengen klimaschädliches Kohlendioxid freigesetzt. „Eines der wertvollsten Gebiete für eines der uneffektivsten, klimaschädlichsten Kraftwerke zu zerstören – solche Projekte sollten keine Zukunft mehr haben“, sagt René Schuster von der Grünen Liga.
Dass die Stimmung in der Lausitz längst nicht mehr ausschließlich pro Tagebau ist, zeigt zudem eine Petition der Bürger und Bürgerinnen des Cottbusser Stadtteils Willmersdorf, die sie Ende 2006 beim Brandenburger Landtag einreichten. Sie beschweren sich über den Lärm und die Emissionen des Tagebaus, der täglich näher kommt. Würden die Teiche abgebaggert, reichte der Tagebau bis auf 500 Meter an ihren Ort heran.
Auch das morgige Gerichtsurteil wird den Streit über die Zukunft der Lacomaer Teiche nicht beenden. Wie auch immer es ausfällt, die unterlegene Partei – ob der Energiekonzern Vattenfall oder die Naturschutzverbände – will die nächste Instanz anrufen.
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