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Diskriminierung in neuer Form

Frauen werden im Job weiterhin deutlich benachteilt. Doch auch Gentests und Rauchen führen neuerdings zu Problemen am Arbeitsplatz, kritisiert eine ILO-Studie

„Karriere darf nicht davon abhängen, wie viel Zeit man am Arbeitsplatz verbringt“

BERLIN taz ■ Die meisten Fälle von Diskriminerung im Arbeitsleben betreffen immer noch Frauen. Während die Zahl der erwerbstätigen Frauen weltweit steigt, bleiben sie bei den Arbeitsbedingungen benachteiligt. Sie arbeiten häufig in der informellen Wirtschaft, besetzten seltener Führungspositionen und verdienen weniger. In Deutschland stieg das Lohngefälle in den letzten Jahren sogar wieder an. Das geht aus einem Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) hervor, der gestern in Berlin vorgestellt wurde.

Das Problem sei nicht die rechtliche Situation, sagte ILO-Rechtsexperte Martin Oelz. Mit dem 2006 in Kraft getretenen Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz habe Deutschland „eines der fortschrittlichsten Gesetze in Europa“ und bei der Diskrimierung von Geschlecht, Rasse und Behinderung herrsche inzwischen ein hohes Bewusstsein. Problematisch sei jedoch, dass geltendes Recht oft nicht durchgesetzt werde. In dieser Hinsicht sei Deutschland kein Vorbild, sagte Wolfgang Heller vom Berliner ILO-Büro. Druck könne etwa bei der Vergabe öffentlicher Aufträge ausgeübt werden.

Zentrales Problem ist die fehlende Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ein Bericht der Chancengleichheitskommission aus Großbritannien zeigt, dass dort jährlich 30.000 Frauen ihren Job verlieren, weil sie schwanger sind. Notwendig seien familienfreundliche Maßnahmen, erklärte Oelz. Diese würden nicht nur für Frauen getroffen, sondern müssten auch Männern offenstehen, um eine gerechtere Aufteilung von von Familienpflichten zu ermöglichen. Oelz plädierte für eine „diskriminierungsfreie Arbeitsbewertung“, denn „Karriere machen sollte nicht davon abhängen, wie viel Zeit am Arbeitsplatz verbracht wird, sondern von der Produktivität, die man erbringt“.

Der ILO-Bericht weist auch auf neue Formen der Diskrimierung hin, die sich aus genetischen Eigenschaften und dem Lebensstil der Arbeitsnehmer ergeben. Ein ungesunder Lebenswandel wirkt sich dabei negativ auf die Job-Aussichten aus. So bevorzugen in den USA viele Arbeitgeber Nichtraucher bei der Stellenvergabe.

Auch ein Gentest wird immer häufiger von Bewerbern gefordert. Zwar kann in Deutschland niemand zu einer solchen Untersuchung gezwungen werden. Doch schon die Verweigerung berge negative Folgen, berichtet die ILO. So hatte eine junge Lehrerin 2004 in Hessen angegeben, dass ihr Vater an einer Erbkrankheit leidet. Als sie einen Gentest ablehnte, verweigerten ihr die Bildungsbehörden eine Festanstellung. Vor Gericht klagte sie jedoch erfolgreich gegen diese Ablehnung. SABINE GUSBETH

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