: Streit um Strategien
Verteidigungsminister Jung hält am Afghanistan-Konzept fest. Hilfsorganisationen überdenken das ihre
BERLIN taz ■ Nach dem Selbstmordanschlag auf Bundeswehrsoldaten in Kundus sieht sich die Regierung zunehmender Kritik am deutschen Einsatz in Afghanistan ausgesetzt. Während Vertreter der SPD-Linken und die Linkspartei den Rückzug fordern, sprach sich Verteidigungsminister Franz Josef Jung gestern erneut für die Verlängerung des Mandats aus. Die „Strategie der vernetzten Sicherheit“ von zivilem und militärischem Engagement beginne im ganzen Land zu greifen, so Jung.
Hilfsorganisationen vor Ort widersprechen dieser Darstellung zunehmend. „Das ist Quatsch“, sagt Theo Riedke, Regionalkoordinator der Deutschen Welthungerhilfe (DWHH) in Kabul, der taz. Es gebe keine Hinweise darauf, dass sich andere Nationen dem deutschen Konzept anschließen würden, schon gar nicht die Amerikaner im Süden Afghanistans, so Riedke weiter. Die DWHH gab gestern einen „radikalen Strategiewechsel“ für Afghanistan bekannt. NGOs übernähmen zunehmend Aufgaben, die in die Verantwortung des Zentralstaates fallen, heißt es in einer Erklärung der DWHH. „Die Regierung sagt, wir sind in den Provinzen präsent, aber dann fehlt es an Mitarbeitern und Kompetenz oder es werden Projektmittel veruntreut“, so DWHH-Koordinator Riedke. Erfolge schriebe sich die Regierung in Kabul indes gern auf die Fahnen. In Zukunft will sich die DWHH mehr auf lokale Strukturen stützen. Heftige Kritik übt Riedke generell am internationalen Wiederaufbau, der „hoch politisiert“ sei und „keine Rücksicht auf die Lage vor Ort“ nähme. So entstünden „Luftnummern“, die den Bedürfnissen der Bevölkerung oft nicht genügten. KEL
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