: Vier Dokumentarfilme über Ex-Jugoslawien im Babylon
Vorschlag
Vier Dokumentarfilme über Ex-Jugoslawien im Babylon
Jeden Tag standen sie auf den Straßen und Plätzen Belgrads und demonstrierten. Junge Frauen, alte Frauen, schwarz gekleidet, mit Transparenten und Flugblättern. „Gegen Nationalismus, gegen Faschismus, gegen die Gewalt gegen Frauen, gegen diesen Krieg und gegen dieses Regime“. Auf diese Formel konnten sie sich einigen, trotz unterschiedlichster Herkunft. Über ein halbes Jahr lang haben Zoran Solomun und Helga Reidemeister die „Frauen in Schwarz“ aus Belgrad mit der Kamera begleitet. Der Film beginnt bei einem internationalen Kongreß der „Frauen in Schwarz“, bei dem sich Frauengruppen aus Italien, allen Teilen Ex-Jugoslawiens, Spanien und anderen europäischen Ländern trafen. Die Kamera fängt Diskussionen ein, ernste Gesichter, aber auch Singen und Tanzen: „Es wird nicht mehr soviel geweint wie bei den letzten Kongressen“, erzählt eine Frau. „Jetzt geht es darum, ein neues Leben anzufangen.“ Für viele der Frauen aber fängt das neue Leben noch nicht an: Die Serbin, die aus Mostar nach Belgrad flüchtete, kann nicht zurück nach Hause. „Man spricht immer nur von den Toten“, sagt sie. „Aber Flüchtling zu sein, ist wie tot zu sein.“
Die politischen Hintergründe des Flüchtlingsproblems, die wirkliche Rolle, die Gruppen wie die „Frauen in Schwarz“ in Serbien spielen, läßt der etwas wirr zusammengestoppelte Film leider weitgehend im dunkeln. „Frauen in Schwarz“ ist nur einer von vier Dokumentarfilmen in der Reihe „Nach dem Krieg“, die zur Zeit im Kino Babylon zu sehen ist. Einen ästhetischeren, weniger streng dokumentarischen Ansatz wählte die Amerikanerin Jo Andres in ihrem filmischen Essay „Black Kites“, der nach den Tagebuchaufzeichnungen der bosnischen Künstlerin Alma Hajric entstanden ist und vor allem die psychische Situation von Menschen nachzeichnet, die sich vor den Granaten verstecken müssen. Die südafrikanische Soziologin Mandy Jacobson und die kroatische Filmemacherin Karmen Jelincic haben sich mit „Calling the Ghosts – a Story about Rape, War and Women“ dem Thema der Massenvergewaltigungen genähert. Und natürlich ist auch Mirjam Quintes und Pepe Danquarts Film „Nach Saison“ über das im Krieg auseinandergebrochene Mostar wieder zu sehen. Elke Buhr
Heute, 19 Uhr: „Black Kites“, „Calling the Ghosts“; Sa., 17 Uhr: „Nach Saison“; 19.15 Uhr: „Frauen in Schwarz“, anschließend Gespräch mit Pepe Danquart und Zoran Solomun; Di., 9.9.: „Black Kites“, „Calling the Ghosts“. Babylon-Mitte, Rosa-Luxemburg- Straße 30
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