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Uran: Hot Spots im Kosovo

Da gibt es nichts, sagt das Pentagon. Das stimmt nicht. Ein UN-Expertenteam fand an acht von elf Einschlagorten von DU-Munition radioaktive Spuren

aus Genf ANDREAS ZUMACH

Im Gegensatz zu den Beteuerungen des US-Verteidigungsministeriums finden sich im Kosovo Spuren radioaktiver Kontaminierung. Dies geht aus einem Bericht der UN-Umweltorganisation Unep hervor, der der taz vorliegt. Er soll im März veröffentlicht werden. Der Leiter des Untersuchungsteams, der ehemalige finnische Umweltminister Pekka Haavisti, wies gestern auf entsprechende Erkenntnisse hin.

Die mit der Untersuchung ökologischer Folgeschäden des Nato-Krieges gegen Jugoslawien beauftragte Unep konnte erstmals im November ein Expertenteam zur Untersuchung von Munition, die mit abgereichertem Uran (DU) gehärtet wurde, ins Kosovo schicken. Bis dahin hatte die die Nato der Unep alle für eine Untersuchung relevanten Informationen vorenthalten. Eine inzwischen von der Nato übergebene Karte zeigt 112 Einschlagstellen von DU-Munition – ausschließlich im Kosovo. Für das restliche Serbien hat die Unep keine Nato-Informationen erhalten.

Von den 112 Einschlagstellen konnte das Unep-Team, dem auch Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) angehören, elf untersuchen. Davon waren acht zum Teil erheblich radioaktiv kontaminiert, heißt es in dem Zwischenbericht. Die Experten fanden nicht nur Ansammlungen von Uranstaub, der nach dem Zielaufschlag der Munition entsteht, sondern auch zahlreiche Teile von – zum Teil nicht explodierter – DU-Munition. Zur „großen Überraschung“ eines US-amerikanischen Teammitgliedes, das in den 80er-Jahren an der Entwicklung von DU-Munition beteiligt war, waren „darunter Teile, die viel größer sind als die, die wir nach dem Golfkrieg im Irak aufgesammelt haben“. Das Ergebnis dieser ersten Untersuchung sei „repräsentativ für die insgesamt 112 Einschlagstellen“, heißt es in dem Zwischenbericht. Die Unep erneuert daher ihre dringende Empfehlung, alle Einschlagstellen für die Bevölkerung zu sperren und Vorsorgeuntersuchungen vorzunehmen.

Im Gegensatz dazu sowie zu Forschungsergebnissen unabhängiger Institute in den USA und Kanada hat das Pentagon erneut jegliche Gesundheitsgefährdung durch mit abgereichertem Uran (DU) gehärtete Muniton bestritten. Für die Soldaten der KFOR-Truppe sowie die Bevölkerung gebe es „keinerlei Gefahr“, da sich im Kosovo „keine Spuren von DU nachweisen“ ließen, erklärte Pentagon-Sprecher Kenneth Beacon. Unter Berufung auf „zahlreiche Untersuchungen“ an Veteranen des Golfkriegs von 1991 betonte Beacon, es gebe „keinen Beweis“ für einen Zusammenhang zwischen dem Einsatz von DU-Munition in Bosnien 1994/95 und den inzwischen aufgetretenen Krebs-und Leukämiefällen bei ehemals dort stationierten europäischen Soldaten.

Das Pentagaon gründet seine Behauptung auf Untersuchungen des Gesundheitszentrums der US-Streitkräfte, das im März 2000 Bodenproben an DU-Einschlagstellen vorgenommen hatte – allerdings ausschließlich im von US-Truppen kontrollierten Sektor des Kosovo. Von den 112 Einschlagstellen auf der Nato-Karte liegen nur sehr wenige in diesem Gebiet. Das Gros – etwa zwei Drittel – liegt im Westen des Kosovo an der Grenze zu Albanien.

Das Unep-Team konnte vor Ort nur die Untersuchung auf radioaktive Strahlung vornehmen. Die Untersuchung von Boden- und Wasserproben auf etwaige Vergiftung durch hochtoxische Urandioxidstäube, die nach dem Aufschlag von DU-Munition durch Verbrennung entstehen, findet derzeit in Speziallabors in der Schweiz, in Schweden, Österreich, Italien und Großbritannien statt. Die hohe Giftigkeit dieser Stäube ist nach allen bisherigen Forschungserkenntnissen unabhängiger Institute in den USA und Kanada wahrscheinlich der entscheidende Faktor der Verursachung von Krebs und Leukämie. Die Ablagerung dieser Stäube im menschlichen Körper wurde bei sämtlichen seit dem Golfkrieg vom Pentagon sowie vom kanadischen Verteidigungsministerium durchgeführten Untersuchungen überhaupt nicht oder nicht mit den erforderlichen Methoden untersucht. Ein von Präsident Bill Clinton berufenes Expertengremium des National Mecidal Center erklärte im Juli 2000, eine beweiskräftige Untersuchung von DU-Munition als möglicher Krankheitsursache sei „nicht möglich, weil das Pentagon alle hierfür relevanten Daten (genaue Einschlagorte und Mengen von DU-Munition im Irak, die Gesundheitsdaten potenziell betroffener Soldaten u. a.) nach wie vor unter Verschluss hält“.

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