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Pilot fliegt raus

27 israelische Piloten verweigern sich der „gezielten Tötung“. Nun wurde der Ranghöchste von ihnen entlassen. Neue Attentatswelle befürchtet

TEL AVIV rtr/afp/dpa/taz ■ Ein Brigadegeneral der israelischen Luftwaffe ist gestern wegen der Unterzeichnung einer Verweigerungserklärung als Fluglehrer entlassen worden. Das berichtete die israelische Zeitung Ha’aretz. Der Reservegeneral Jifta Spektor ist der ranghöchste Unterzeichner des Verweigererbriefes an Luftwaffen-Kommandeur Dan Haluz, in dem 27 Kampfpiloten Mitte September erklärten, sie würden sich nicht mehr an Angriffen auf dicht besiedelte Palästinensergebiete beteiligen. Befehle zu gezielten Tötungen von palästinensischen Terroristen seien „illegal und unmoralisch“. Spektor hatte sich zuvor mit Haluz zu einem Gespräch getroffen und sich dabei geweigert, seine Unterschrift zurückzuziehen. Mit den Piloten erklärten sich zahlreiche prominente israelische Schriftsteller solidarisch, unter anderem die Romanautoren Amos Keinan und Sami Michael.

Unterdessen rechnet Israel nach seinem Luftangriff auf ein mutmaßliches Ausbildungslager für militante Palästinenser in Syrien mit weiteren Selbstmordanschlägen. Der Zeitung Ha’aretz zufolge verfügt die Armee über Informationen, wonach militante Palästinenser aus Anlass des am Freitag beginnenden jüdischen Laubhüttenfestes Angriffe auf Ziele in Israel planen.

Wegen der hohen Zahl von Terrorwarnungen hat Verteidigungsminister Mofas alle Ausbildungslehrgänge für die Truppen unterbrochen. Soldaten, die ihre Dienstzeit in den besetzten Palästinensergebieten beendet hatten, wurden aus dem Urlaub zurückgeholt. In einigen Bereichen solle die Truppenstärke verdreifacht werden, hieß es.

Geplant ist auch die Einberufung zusätzlicher Reservisten zur Überwachung der noch nicht durch eine Mauer gesicherten Grenzabschnitte zum Westjordanland, so Verteidigungsminister Shaul Mofas.

Zudem hat Israel die vollständige Abriegelung des Westjordanlandes und des Gaza-Streifens auf unbestimmte Zeit verlängert. Die Städte im Westjordanland würden enger von der Armee umstellt, teilte einer ihrer Sprecher am Dienstag mit.

Palästinas neuer Premier Ahmed Kurei erklärte seine Bereitschaft, mit Israels Premier Scharon über einen Waffenstillstand zu verhandeln. „Gebt uns eine Chance, den Zusammenbruch zu verhindern“, sagte er der israelischen Zeitung Maariv.

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