: Zahlen, bitte!
Krisengipfel fordert Schuldenmoratorium und Tsunami-Frühwarnsystem für die Flutländer. UNO verlangt eine Milliarde Dollar Soforthilfe: Geber sollen ihre fetten Hilfsversprechen einlösen
JAKARTA afp/rtr ■ Den von der Flutwelle im Indischen Ozean betroffenen Staaten sollen die Schulden gestundet werden. Zudem soll die Region ein Frühwarnsystem für Flutwellen bekommen. Dies schlugen gestern in Indonesiens Hauptstadt Jakarta die Teilnehmer eines internationalen Krisengipfels zur Bewältigung der Folgen der Flutkatastrophe vom 26. Dezember vor. Der Auslandsschuldendienst der Länder müsse ausgesetzt werden, „damit die betroffenen Staaten ihre Kapazitäten für den Wiederaufbau einsetzen können“, erklärten Spitzenpolitiker aus 26 Ländern und UN-Vertreter zum Abschluss des Gipfels.
Eröffnet wurde das Treffen mit einer Schweigeminute für die Opfer. Die Flutkatastrophe sei „wie ein Albtraum, aus dem wir immer noch hoffen aufzuwachen“, sagte UN-Generalsekretär Kofi Annan. Die Gipfelteilnehmer forderten ihn auf, eine internationale Geberkonferenz für „nachhaltige Hilfsanstrengungen“ einzuberufen, um die Hilfe für die Flutopfer besser zu koordinieren. Indonesiens Präsident Susilo Bambang Yudhoyono sagte, Annan müsse einen Koordinator für die Hilfen der verschiedenen UN-Organisationen ernennen.
Zum Gipfel stellte die humanitäre Abteilung der UNO (OCHA) einen ersten Soforthilfsappell in Höhe von 977 Millionen Dollar vor, um sechs Monate lang den Opfern in Indonesien, Sri Lanka, Somalia, den Malediven und den Seychellen zu helfen. Annan stellte den Appell in seiner Rede vor. Über vier Milliarden Dollar sind weltweit bisher an Hilfe für die Flutopfer versprochen worden. Fast die Hälfte davon kommt aus europäischen Ländern sowie der EU-Kommission, die ihren Beitrag gestern um 350 Millionen Euro auf über 400 Millionen erhöhte. Der Rest stammt vor allem von den USA, Australien und Japan, wobei Japan die Hälfte seiner versprochenen 500 Millionen Dollar als Soforthilfe einsetzen will.
Für eine schnelle und wirkungsvolle Unterstützung müssten die Länder ihre Hilfszusagen zügig in Bargeld umwandeln, warnte Kofi Annan. Die Verteilung der Hilfe werde zum Wettlauf gegen die Zeit. Die Weltgesundheitsorganisation WHO meldete indes, dank massiver Medikamentenlieferungen bekämen die Helfer in den Katastrophengebieten die Seuchengefahr allmählich unter Kontrolle.
Die Hilfsorganisation Oxfam forderte Druck auf Geberregierungen, um sicherzustellen, dass diese ihre Versprechen auch einhalten. „Der wahre Test kommt, wenn die Medien ihre Aufmerksamkeit von der Tsunami-Katastrophe abwenden“, sagte Oxfam-Direktor James Ensor in Jakarta. „Einfache Menschen weltweit haben hunderte Millionen Dollar gespendet, um den Überlebenden zu helfen. Sie haben das Recht, sich zu empören, wenn ihre Regierungen ihre Versprechen nicht umsetzen. Zugesagtes Geld muss frisches Geld sein, nicht von existierenden Entwicklungsprogrammen oder humanitären Krisen wie Sudan abgezogenes.“ Oxfam und andere Organisationen forderten eine Verdoppelung internationaler Entwicklungshilfe. D.J.
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