Drei Fragen, drei Antworten : „Deutschland bedeutet mir nichts”

Wir haben Andreas Raabe vom Leipziger Stadtmagazin nach seinen Prognosen für den Journalismus gefragt.

Heute hier und morgen dort: In Grimma wird Andreas Raabe mit uns über Journalismus reden Bild: Franziska Barth

taz: Herr Raabe, was bedeutet für Sie als Chefredakteur des „besten Stadtmagazins Deutschlands“ meinland?

Andreas Raabe: Ich weiß zwar nicht, woher Sie dieses Zitat haben, aber es gefällt mir. Zu „meinland“: Deutschland bedeutet mir gar nichts, allerdings mag ich die Sprache.

Ihre Prognosen für den Journalismus?

kommt aus Rostock und ist Chefredakteur des Leipziger Stadtmagazins "Kreuzer

Ganz düster! Nein, im Ernst: Guter Journalismus wird immer guter Journalismus bleiben, daran ändern auch irgendwelche neuen Darstellungsformen oder Medien nichts. Fakten müssen ordentlich recherchiert und Geschichten gut erzählt werden. Es geht ja um Inhalte. Das kostet aber Geld – und daran hapert es zurzeit am meisten. Das Problem der Finanzierung von gutem Journalismus muss gelöst werden. 

Wo sehen Sie neue Herausforderungen für den Journalismus? Fake News?

Fake News sind nichts Neues. Es gab schon immer Medien, die fehlerhaft berichtet und Geschichten aufgebauscht haben oder die politisch so tendenziös waren, dass über gewisse Fakten völlig verdreht berichtet wurde. Man denke nur an all die Skandale der Bild-Zeitung – oder an Religion: Was ist das Christentum anderes als Fake News? Und es gab schon immer Menschen, die alles Mögliche geglaubt haben, weil es ihnen gerade in den Kram passte oder es irgendein Bedürfnis befriedigt hat.

Im Grunde finde ich die Debatte über Fake News aber gar nicht so schlecht. Wenigstens wird jetzt wieder über journalistische Ethik geredet, alle interessieren sich plötzlich dafür. Dass sich breite Massen mit der Produktion von Journalismus auseinandersetzen war vor fünf oder sechs Jahren noch ganz undenkbar.

Ja, und die Aufgabe, die der Journalismus hat, ist klar: Er schützt die Demokratie. Ohne eine korrekte und freie Berichterstattung ist eine demokratische Gesellschaft nicht denkbar. Dazu braucht es ethische Grundlagen und Ressourcen. Letztere können allerdings nicht vom Staat kommen, sondern nur direkt von den Bürgern.

Das Interview führte TORBEN BECKER, Redakteur taz.meinland

Wann: Samstag, 24. Juni 2017, ab 12:00 Uhr

Wo: Alte Spitzenfabrik, Dornaer Weg 2, 04668 Grimma

Anmeldung: taz.de/grimma

Der Flyer zum Sommerfestival – hier

Eintritt frei