: „Das ist unverantwortlich“
■ ZEB-Elternsprecherin: Gerade im Grundschulbereich darf nicht gekürzt werden
Am Montag will die Schulbehörde der Bildungsdeputation ihre Kürzungsvorschläge unterbreiten. Wir sprachen mit der Sprecherin des Zentral-Eltern- Beirates (ZEB), Marianne Isenberg, über die vertrauliche Beschlußvorlage.
Die Schulreformkommission hat für Bremen Vorschläge zur Weiterentwicklung des Schulsystems gemacht, die von Bildungssenator Scherf sehr gelobt worden sind ...
Marianne Isenberg: ... und jetzt macht die Behörde genau das Gegenteil. Die Kommission hat — wie wir als Zentral-Eltern-Beirat gesagt: Keine Verschlechterung im Grundschulbereich. Die Begründung, Veränderung der Kindheit und so weiter, dürfte Bildungspolitikern vertraut sein. Auch im Orientierungsbereich plädiert die Schulreformkommission dafür, daß Kleinklassen möglich bleiben sein.
Und?
Genau in diesen Bereichen will die Behörde streichen. Die Klassenfrequenzen werden auf 27 Kinder hochgesetzt. Wenn die Klassen nicht entsprechend voll sind, werden Lehrerstunden abgezogen. Zudem sollen im Grundschulbereich in Klasse 3 und 4 Lehrerstunden gekürzt werden. Eine doppelte Verschlechterung. Es wird weniger Doppelbesetzungen geben, Klassen können weniger geteilt werden.
Dafür werden Ausländerkinder in den Grundschulen mit 1,5 gerechnet.
Grundsätzlich ist das in den meisten Fällen sinnvoll. Aber zu den Kindern mit erhöhtem Förderungsbedarf gehören aber auch die Aussiedlerkinder, die sich sprachlich nicht artikulieren können...
... und die auch bildungspolitisch als „Deutsche“ gezählt werden?
Ja.
Wen treffen die geplanten Streichungen besonders?
Ich will das nirgends schönreden. Aber besonders verantwortungslos ist es in den Bereichen, in denen alle Kinder zusammen sind und in denen die Grundlagen schulischer Bildung gelegt werden. Scherf ist gerade groß herausgekommen mit den Lernentwicklungsberichten — in einer Klasse mit 27 ist das nicht mehr machbar. Bremen hat eine integrierte Orientierungsstufe — bereits jetzt sagen Lehrer aus dem Sonderschulbereich, daß die Zahl der Überweisungen wieder erheblich zunimmt.
Das heißt: Hier wird die billigere Schulpolitik der frühen Aufteilung in separierte Bildungsgänge vorbereitet?
Daß das billiger wäre, halte ich für ein Gerücht. Aber keine Frage: Diese Kürzungen werden dazu führen, daß Schülerinnen und Schüler früher getrennt werden, daß Schullaufbahnen scheitern, daß weniger gefördert werden kann. Das finden wir unverantwortlich.
... und die Ampel ist sich einig?
Die geben die Vorlagen immer erst in die Deputation, wenn sie ampel-intern bereits beschlossen sind. Insofern wird die Deputation zu einer Farce. Sie waren sich wohl uneinig im Grundschulbereich. Was sie da beschließen, werden wir am Montag erfahren. Wir als Elternbeirat haben keine Chance, zu dieser Vorlage Stellung zu nehmen. Das halte ich für einen Rechtsbruch. Wir wollen verhindern, daß am Montag beschlossen werden kann.
Int.: K.W.
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