Farben des Geldes

■ Blaßgrün und pink: Banknoten von Kaiser Wilhelm II. bis Kanzler Kohl

Der ganze Raum hängt voller Markscheine, Hunderter, Tausender, Zehntausender und sogar „Millioner“. Doch Vorsicht ist geboten. Wer im Supermarkt versucht, mit diesen Scheinchen zu bezahlen, wird bei Kassiererin und Ladendetektiv schnell Mißtrauen wecken, denn heute hat dieses Geld nur noch Sammlerwert.

Das Bankmuseum der Berliner Commerzbank zeigt „Die Geschichte Deutschlands im Spiegel seiner Geldnoten“: waschlappengroße, blaßgrüne Fünfziger aus der Kaiserzeit beispielsweise, die damals jedoch keinen rechten Anklang fanden – Münzgeld schien vertrauenswürdiger. Die Banken mußten Werbung machen für Papiergeld: „Wer Banknoten oder Schecks als Zahlungsmittel benutzt, trägt dazu bei, den Goldschatz der Reichsbank zu stärken.“

Besonders wirkungsvoll sind die fünffarbigen Scheine aus der Zeit vor der Inflation im Art-déco-Stil. Ein sinnliches Mädchen mit weißen Blumen im Haar hält dem Geldscheinbesitzer eine malerische Obstschale voller Pfirsiche und Trauben entgegen. Damals war das Bezahlen ein Erlebnis.

Feinsäuberlich gerahmt sind auch die Geldnoten aus der Inflationszeit, doch hatte man in jenen Jahren nur wenig Zeit für graphische Raffinessen. Zweifarbendruck und der preußische Adler in der Mitte, das war's. Der Wert auf den Banknoten erinnert an eine Kurvendiskussion aus der gymnasialen Oberstufe: 1 Million, 25 Milliarden, 1 Billion, 100 Billionen. Als die Graphiker mit neuen Entwürfen nicht mehr nachkamen, überstempelte man die Geldscheine einfach.

Als ästhetischen Ausgleich ließen einige Banken „künstlerisch gestaltetes Geld“ drucken, auf dem malerische Motive wie „Gehöft in Pankow um 1790“ oder „Erstes Dampfschiff der Linie Zossen–Charlottenburg um 1816“ abgebildet waren.

Ein Stück weiter in der Ausstellung hängen zwischen antiken Rechenmaschinen alte Reichsbanknoten und Schuldscheine der Konventionskasse von 1934. Sie wurden den im Ausland lebenden Deutschen ausgehändigt, deren Vermögen von den Nazis beschlagnahmt worden war, wurden allerdings nie ausgezahlt.

Noch ein Stück an der Wand entlang kommen die Scheine des Alliierten Kontrollrates, jenes pink-azurblaue Nachkriegsgeld, das schon vor dem Einmarsch in Deutschland für den Fall der Besetzung von den Russen und Amerikanern gedruckt worden war.

Und in der letzten Etappe der deutschen Geschichte gab es bekanntlich zwei Währungen. Bei den Noten der Bundesbank mußten Albrecht Dürer und das Holstentor in Lübeck herhalten, bei der Staatsbank dagegen Karl Marx und eine glückliche, vierköpfige Familie vor einer sozialistischen Plattenbausiedlung. Alessandro Peduto

Bankmuseum der Commerzbank, geöffnet jeden Donnerstag von 15.30 bis 17.30 Uhr, Potsdamer Str. 125, Schöneberg