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Teheran widerspricht sich

■ Der Fluchtversuch Faradsch Sarkuhis soll eine Geheimdiensterfindung sein

Berlin (taz) – Bei ihrer Darstellung des Falls Sarkuhi verwickelt sich die iranische Führung zunehmend in Widersprüche. Offizielle Stellen geben drei unterschiedliche Verhaftungsdaten an. Am Dienstag hatte Irans stellvertretender Außenminister erklärt, der Chefredakteur der Literaturzeitschrift Adineh und sein Bruder seien am Sonntag verhaftet worden. Die Regierungszeitung Iran berichtete gestern, die Verhaftung sei am Montag erfolgt, die SPD, die überlegt, eine Delegation nach Teheran zu schicken, erfuhr von hoher Stelle: am vergangenen Mittwoch.

Übereinstimmend sind die Angaben über den Grund der Festnahme: Die beiden Sarkuhis sollen versucht haben, den Iran über den Persischen Golf zu verlassen. Wegen „illegaler Ausreise“ solle ihnen der Prozeß gemacht werden.

Freunde der beiden Sarkuhis halten die Fluchtgeschichte für eine Erfindung des iranischen Geheimdienstes. Die Möglichkeit, Faradsch Sarkuhi vor Gericht zu stellen, eröffne den iranischen Behörden neue Möglichkeiten der Einflußnahme auf den Berliner „Mykonos“-Prozeß. Sarkuhi hatte in einem aus dem Iran geschmuggelten Brief beschrieben, wie ihn der iranische Geheimdienst zu dem „Geständnis“ gezwungen habe, für Deutschland spioniert zu haben. Freunde fürchten, ein Prozeß wegen „illegaler Ausreise“ könne zu einem „Spionageprozeß“ umgewidmet werden.

Unterdessen mehren sich die Proteste gegen Sarkuhis Inhaftierung. „Reporter ohne Grenzen“ und der Iranische Schriftstellerverband im Exil fordern seine Freilassung. Der Verein Iranischer Flüchtlinge ruft für Samstag um 11.30 Uhr zu Protesten vor dem Bonner Kanzleramt auf. Thomas Dreger

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