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WWF gibt Wasseralarm

■ Hohe Pestizidbelastung in Grundwasser und Weser / Umwelt-senator: nicht dramatisch / Stadtwerke: Weserwasser zu Trinkwasser

Die Umweltschutzorganisation WWF (World Wide Fund for Nature) gibt Wasseralarm. Nach einer Untersuchung der „Ländergemeinschaft Wasser“seien 30 Prozent des Grundwassers in Deutschland durch Pestizide verunreinigt, bei zehn Prozent werde der Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter überschritten. Und die Oberflächengewässer seien nicht minder belastet. Neben Rhein und Main sei auch die Weser extrem betroffen, sagt der WWF. Bei 85 Prozent aller Messungen seien Pestizide festgestellt worden, 14 Wirkstoffe in Konzentrationen oberhalb der Trinkwasser-Grenzwerte. Der Umweltsenator gibt dagegen Entwarnung: „Bei den Bremer Grundwasserbrunnen werden die Grenzwerte locker eingehalten“, sagte gestern der Wasserwirtschaftler Hans-Peter Weigel. Und selbst in der Weser sei die Belastung so unproblematisch, daß sich die Stadtwerke auf die Genehmigung eines Modellversuchs einstellen können. Dann wird noch in diesem Jahr testweise Weserwasser entnommen und zu Trinkwasser umgewandelt.

Klar müsse der WWF laut geben, meint auch Weigel – auch wenn der Meßbericht, auf den sich der WWF stütze, noch nicht endgültig verabschiedet sei: „In Nordrhein-Westfalen gibt es Trinkwasserbrunnen, die sind so belastet, da können sie das Wasser gleich wieder aufs Feld schütten, und das wirkt als Pestizid immer noch.“Aber gerade Bremen sei eine „glückliche Insel“. Hier gebe es eben keine Intensivlandwirtschaft, und deshalb hätten die Messungen bei den Bremer Brunnen immer Werte weit unterhalb des Zumutbaren ergeben. Ohnehin treten die Pestizide meist als Schwebstoffe auf, und die könne man mit einfachsten Filtermethoden aus dem Wasser holen.

Weigel wundert sich allerdings über die Meßergebnisse beim Weserwasser. „Bislang haben die Stadtwerke am intensivsten getestet. Die haben auf 80 Stoffe untersucht und zehn gefunden. Aber alle unterhalb der Grenzwerte.“Daß die Stadtwerke ein solch aufwendiges Meßprogramm gestartet haben, das hat einen guten Grund: Der Versorger möchte noch in diesem Jahr damit beginnen, Trinkwasser aus der Weser zu gewinnen. Ein Modellversuch, bei dem die Stadtwerke das Flußwasser in den Untergrund sickern lassen und dann – gefiltert – wieder ans Tageslicht pumpen wollen. Weigel: „Wir werden das wohl genehmigen.“Mit Pestiziden gebe es keine Probleme. Nur die Salzkonzentration sei noch zu hoch. Es hätten eben noch nicht alle Kaligruben im Osten dichtmachen müssen. J.G.

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