: „Deine Hose paßt mir nicht“
■ Wenn AusländerInnen nicht in die Disco dürfen: Umfrage der Jugend-taz
Capitol, Stubu, Eule... Hier darf nicht jeder rein. Immer wieder sind Fälle bekannt geworden, in denen Leute wegen ihres Aussehens in bestimmte Discos nicht hineingelassen wurden. Der Besitzer der „Fun Factory“z.B. sprach sich bei Radio Bremen 4 für eine Ausländerquote aus. Seine Begründung: Das Publikum würde sich größtenteils gestört fühlen. Die Jugendtaz wollte wissen, welche Erfahrungen Jugendliche in Diskotheken gemacht haben.
Sascha (19) aus Mazedonien: Ich komme in fast keine Disco mehr rein, z.B. Fun Factory oder Capitol, auch wenn ich extra gut gekleidet bin. Im Capitol sagen sie, es werden nur 40 Stammgäste reingelassen, aber ich frage mich: Wie wird man das? Solange die Ausländer rausgeschmissen werden, braucht man sich nicht zu wundern, wenn die dann „aufmucken“.
Sven (20): Weil Ausländer mich zusammengeschlagen haben, lag ich im Krankenhaus – Verdacht auf Schädelbasisbruch. Ausländer treten oft in Gruppen auf, provozieren einen und sind viel agressiver als Deutsche. Ich bin dafür, daß Clubkarten eingeführt und Leute, die Zoff machen, rausgeschmissen werden.
Anne (16) und Vanessa (17): Wir sind nicht für eine Ausländerquote in Discos, schließlich machen auch Deutsche bei Kloppereien mit. Aber wir wurden schon mal von ausländischen Jungen gefragt, ob wir uns als ihre Freundinnen ausgeben, damit sie reingelassen werden. Die Türsteher haben echt komische Kriterien, mein Bruder wurde im Sommer mal nicht in die Disco gelassen, weil er vom Urlaub so braun war.
Sabri (19): Ich habe schon Angst ins Capitol zu gehen. Es ist ja ziemlich blöd, wenn man mit Freunden hingeht und möglicherweise wieder nach Hause geschickt wird. Oft wird auch der Paß kontrolliert, um festzustellen, ob man Asylant ist.
Ann (18): Ich gehe ins Capitol, auch wenn manchmal Ausländer nicht reingelassen werden, weil die Disko wirklich gut ist.
Afrikaner (28): Ich komme nur in Discos, wenn ich alleine gehe. Als ich mit zwei Freunden ins Moments wollte, wurden wir nicht reingelassen.
Kati (18): Ein Bekannter von mir wurde ohne Grund vor der Eule von drei Ausländern eingekesselt und ihm wurde die Frage gestellt: „Ohr ab, Zähne raus oder Tod?“Letztendlich mußte er auf den Kantstein beißen, und ihm wurde gegen den Kopf getreten.
Michael (20): Als ich mit meinem ausländischen Freund ins Capitol wollte, ließ uns der Türsteher nicht rein, weil ihm seine Hose nicht paßte. Also tauschten wir die Hosen draußen, da gefiel dem Rausschmeißer sein Hemd nicht...
Und was sagen die Diskothekenbetreiber zu diesem Thema?
Statement des Stubu: Wir lassen generell jeden rein. Für ausländische Männer und Frauen, die aus den östlichen Ländern kommen, gibt es eine Clubkarte mit einem Lichtbild. Dies ist eigentlich nur eine Sicherheitsmaßnahme, um niemanden ohne gültige Aufenthaltserlaubnis reinzulassen. Das Stubu wird mit einer Kamera überwacht. Wir arbeiten mit der Polizei zusammen, um Drogenhandel vorzubeugen.
Chef vom Delight: Natürlich lassen wir auch Ausländer rein. Wir haben aber auch Türsteher, die selektieren. Es gibt halt Ausländer, die gut drauf sind, und es gibt welche, die weniger gut drauf sind, also brutal, schlecht gekleidet, betrunken. Aber natürlich werden auch keine brutalen Deutschen reingelassen. Wer ruhig ist und keine „südländische Mentalität“an den Tag legt, hat keine Probleme.
Zum Capitol: Diese Disco hat leider nur „unbefugte Mitarbeiter“, die keine Auskünfte geben dürfen.
Fragen: Annalena Oeffner, Miriam Burgheim, Susanne Bartsch
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen