"Alle Kräfte müssen sich verständigen"

■ Emile Ilunga, Führer der sogenannten "Katanga-Gendarmen" bei den zairischen AFDL-Kämpfern, über die Pläne der Rebellen und den Druck Angolas auf Rebellenchef Kabila, die Macht mit zivilen Mobutu-Gegn

Einer der kampfkräftigsten und unbekanntesten Bestandteile der AFDL-Rebellenarmee in Zaire kommt aus Angola: Veteranen der Sezessionsbewegung der 60er Jahre in der zairischen Südprovinz Shaba (damals Katanga), die nach dem Ende der Sezession nach Angola flohen, und ihre Söhne. Während einige dieser sogenannten „Katanga-Gendarmen“ auf Mobutus Seite mit Zaires Regierungsarmee gekämpft haben, schlossen sich andere davon dem „Nationalen Widerstandsrat“ (CNR) an, der Teil von Kabilas Rebellenallianz ist. Die „Katanga-Gendarmen“ gelten als Bindeglied zwischen den Rebellen und der angolanischen Regierung. Die taz sprach mit CNR-Präsident Emile Ilunga in Brüssel.

taz: Beobachter fürchten für den Fall Ihres Einmarschs in Kinshasa ein Blutbad. Warum stoppen Sie Ihre Offensive nicht, da Sie doch sowieso die Oberhand haben?

Emile Ilunga: Ich denke nicht, daß es zu einem Blutbad kommen wird, denn die westlichen Streitkräfte, die gegenüber von Kinshasa, in Brazzaville, stationiert sind, sollten nach unserer Auffassung eine abschreckende Wirkung auf Mobutus Truppen haben. Die haben bisher die Angewohnheit, zu plündern und friedliche Bürger zu töten, bevor sie fliehen. Ich hoffe, daß sie jetzt durch die ausländischen Truppen davon abgeschreckt werden.

Wie sehen Sie den politischen Wandel? Bis jetzt hat Kabila in den sogenannten befreiten Gebieten keine Parteien außer denen der AFDL-Allianz zugelassen. Wird sich das ändern? Wird es unter Kabila eine Regierung der Nationalen Einheit geben?

Ganz wichtig ist es, unserem Land und den Nachbarländern Stabilität zu geben. Alle kämpfenden Kräfte müssen sich also mit den inneren Widerstandskräften verständigen, die in der Vergangenheit unter Einsatz ihres Lebens gegen den Mobutismus gekämpft haben. Zu ihnen muß sich auch die Zivilgesellschaft gesellen. Ein Gipfel zwischen allen diesen Kräften sollte dann zur Bildung einer Übergangsregierung führen, die einen Zeitplan zum Aufbau demokratischer Institutionen, eines Rechtsstaats und einer pluralistischen Demokratie für den Wiederaufbau von Kongo (Ex-Zaire) erstellt.

Das ist Ihre Meinung. Ist es auch die der gesamten Allianz?

Wir werden tun, was wir können, um diese Meinung zu verbreiten. Sie ist vernünftig und wird auch von den Nachbarländern geteilt, die uns zu diesem Vorgehen ermutigen.

Sind Sie also ein Agent Angolas? Die „Katanga-Gendarmen“ werden ja angeblich von Angola unterstützt.

Ich bin kein Agent! Aber Angola war zwanzig Jahre lang Opfer eines Krieges, dessen Urheber in Kinshasa saßen. Die „Unita“-Rebellen hatten ihre Stützpunkte in Zaire, Mobutu war der Hauptdestabilisator seiner Nachbarländer, vor allem Angola. So kann Angola zu den Vorgängen in Zaire nicht schweigen, und seine Meinung muß man ernst nehmen. Angola wünscht einen Machtwechsel in Zaire, um selber Frieden zu finden. Interview: François Misser