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Kaiser auf Abschußliste

■ SPD und Bündnisgrüne wollen "unseren alten Kaiser Wilhelm" stürzen. Der gleichnamige Platz in Schöneberg soll nach Marlene Dietrich benannt werden

Der Abspann scheint geschrieben: Die SPD ziehe in Erwägung, so Fraktionschef Hanns Leske, sich dem Vorschlag der Bündnisgrünen anzuschließen und den Kaiser-Wilhelm-Platz in Marlene- Dietrich-Platz umzubenennen. Damit wäre die letzte Folge der Endlos-Saga „Marlene Dietrich und Schöneberg“ in Sicht.

Monatelang hatten sich die Schöneberger Rathausfraktionen eine heftige Schlammschlacht um eine würdige Ehrung der Film- Diva geliefert. Noch Mitte Februar hatte die BVV mit den Stimmen von SPD und CDU einen Antrag der Bündnisgrünen zur Umbenennung des Kaiser-Wilhem-Platzes abgelehnt. Die damalige Begründung der Sozis: Der Tempelhofer Weg in der „Linse“ zwischen den S-Bahnhöfen Schöneberg und Papestraße soll nach Marlene Dietrich benannt werden. „Jetzt hat sich aber herausgestellt, daß sich der Bahnhof Papestraße nicht wie vorgesehen entwickeln wird“, begründet Leske den Sinneswandel seiner Partei. Die Deutsche Bahn AG habe ihre Entwicklungspläne deutlich reduziert. Das heiße: keine Aufwertung der Infrastruktur im Bereich der „Linse“, kein Multiplexkino, kein Restaurant. Den Tempelhofer Weg – von Schönebergern als „Tümpelweg“ bezeichnet – nach der Dietrich zu benennen, erscheint nunmehr auch Leske als „nicht mehr angemessen“.

Bezirksbürgermeisterin Elisabeth Ziemer (Bündnisgrüne) ist „erleichtert“, daß die SPD dem Vorschlag ihrer Fraktion nun positiv gegenübersteht. Der Kaiser- Wilhelm-Platz sei ein zentraler und repräsentativer Platz in Schöneberg, er sei geeignet, nach Marlene Dietrich benannt zu werden. CDU-Fraktionschef Reinhold Pospieszynski zeigt sich „erschrocken“ über das Umkippen der SPD. Der Name Kaiser-Wilhelm-Platz sei geschichtsträchtig und fest verankert in der Bevölkerung.

Für heute abend hat die SPD zu einer Bürgerdiskussion eingeladen. Beginn: 20 Uhr, Rathausstube. Jens Rübsam

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