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Allein kann Carolina gar nichts machen

■ Will Europas Vorzeigefußballerin Morace bei der EM in Skandinavien ihre letzte Chance auf einen internationalen Titel nutzen, muß Italien erst einmal die DFB-Frauen schlagen

Siegen (taz) – Deutschland gegen Italien. Mit einem Fußball- Klassiker steigen am Montag die Fußballerinnen des DFB im norwegischen Moss in die EM ein. Das Team scheint in guter physischer Verfassung. Beim Abschiedsspiel für Rekordnationalspielerin Silvia Neid (33) hat frau am Mittwoch eine internationale, sehr ansehnliche Neid-Auswahl locker mit 6:0 abfertigt. Bei diesem Abschiedsspiel war auch Carolina Morace mit dabei, die Ausnahmestürmerin aus Italien. 145 Länderspiele hat sie, mit 101 Toren: Diese Bilanz ist weltweit unerreicht. In der nationalen Liga wurde sie gerade zum elften Mal Meisterin – und zum zehnten Mal in Folge Torschützenkönigin. Diemal hat sie sogar einen neuen Torrekord aufgetellt: 43 Tore in 30 Spielen.

In Italien gilt La Morace als Königin des Frauenfußballs. Das ist nicht übertrieben. Der Starkult dort ist weitaus größer als hierzulande, wo das Abschiedsspiel von Neid schon eine nie zuvor dagewesene Ehrung darstellt.

Neid, die nun DFB-Co-Trainerin ist, wurde allerdings Vizeweltmeisterin und dreimal Europameisterin. Morace mangelt es an international Vorzeigbarem. Die Vize- Europameisterschaft 1993 im eigenen Land als größten Erfolg will sie nicht recht gelten lassen. „Ein zweiter ist kein erster Platz“, sagt sie, „und kann deshalb nur zum Teil zufriedenstellen.“ Natürlich liebt Carolina Morace den Glanz des Rampenlichts. Zweifelsohne aber sei es schöner, sagt sie, „in einem erfolgreicheren Nationalteam zu spielen“. Doch die Kolleginnen kamen an ihr Niveau nie ganz heran. „Da wir unser Bestes geben, kann ich nicht klagen“, sagt sie. Bezeichnend ist ihre Erinnerung an ihr schönstes Fußballerlebnis. „Da sind mir im legendären Wembley- Stadion vier Tore gelungen“, sagt sie, „Das zählt.“

Mittlerweile ist sie 33, und da sie nur noch ein Jahr spielen möchte, ist die EM die letzte Chance auf einen internationalen Titel. „Wir können das Halbfinale erreichen“, sagt Morace. Da Weltmeisterin Norwegen als Gruppenfavoritin gilt, hat das Auftaktspiel gegen Titelverteidigerin Deutschland bereits Entscheidungscharakter. DFB-Trainerin Tina Theune- Meyer setzt der Solistin Teamwork entgegen. „Wir werden hinten dichtmachen, zentral zu, links zu, rechts zu“, sagt sie, „da kann Carolina gar nichts machen.“ In Siegen machte sie nichts. Armer Weltstar aus Italien. Rainer Hennies

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