: Schlammwerfer gegen Polizei
■ Rangelei beim Cristopher Street Day: Autonomer Schwulen- und Lesbenwagen entwischt der Polizei
CSD-Parade, Wagen 51. An beiden Seiten prangen große Plakate mit den Konterfeis von CDU- Fraktionschef Klaus-Rüdiger Landowsky, Franz-Josef Strauß und Joseph Goebbels. Darunter ist das umstrittene Ratten-Zitat des CDU-Hardliners festgehalten. Auf dem Wagen der „Querulanten“, einer linken Gruppe, die 1994 aus der Schwulen Antifa entstanden ist, steht eine mit Schlamm gefüllte Badewanne, um „gegen die Saubermann-Politik der großen Koalition zu protestieren“. Im Verlaufe der Parade bedienen sich die DemonstrationsteilnehmerInnen des Schlamms und bewerfen abgestellte Autos. Die Polizei überwacht mit Videokamera Wagen 51 – während der ganzen Demonstration. Gegen 16 Uhr schreitet die Demoleitung noch nicht ein, läßt die Schwulen aus dem linken Spektrum weiter teilnehmen. Ein Pkw-Besitzer soll Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet haben.
Zum Eklat kommt es dann aber an der Ecke Unter den Linden/ Wilhelmstraße. „Der Vorwand der Sachbeschädigung führte gegen 18.30 Uhr am Pariser Platz zu dem Versuch, den Wagen von der Demonstration zu trennen, um sie zu kriminalisieren“, heißt es in einer Presseerklärung des „Herz mit Hirn“-Blocks, in dessen Reihen Wagen 51 fuhr. Die Polizisten seien in Kampfanzügen in die Demonstration eingedrungen, aber durch das entschlossene Auftreten der TeilnehmerInnen des „Herz mit Hirn“-Blocks an ihrem Vorhaben gehindert worden. Die Wagen der autonomen Schwulen preschen weiter zum Bebelplatz, dahin, wo die Abschlußkundgebung stattfindet. „Hier ist es zu Ausschreitungen gekommen“, sagt Harry Krogmann von der Demo- Leitung. Er selbst sei von den autonomen Schwulen mit Fäusten und Tritten angegriffen, die Künstler auf der Bühne seien mit Schlamm und Steinen beworfen worden. „Ich mußte die Polizei einschalten, um die CSD-TeilnehmerInnen zu schützen“, so Krogmann. Die Polizei versucht, den Wagen aus der Demo herauszulösen.
Doch rund 250 Schwule und Lesben solidarisieren sich mit den Autonomen. Sie umstellen den Wagen, drängen die Polizei ab. Die versucht noch mehrmals, den Wagen während seiner Fahrt nach Kreuzberg aufzuhalten: ohne Erfolg. Immer sind genug Leute zum Schutz dabei. Jens Rübsam
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