■ Kommentar: Bürgersinn statt Bürgerwehr
In Neukölln oder Wedding eine Bürgerwehr auf die Beine zu stellen wäre die leichteste Übung. Ganze Heerscharen von Jogginghosenträgern mit Walkie-talkie und Pitbullterrier würden sich freiwillig melden. Sicherer würden die Straßen durch den Einsatz solcher Feierabend-Sheriffs aber nicht.
Um die Verwahrlosung von Wohngebieten zu stoppen, setzen Modellprojekte in Neukölln und Friedrichshain auf die Stärkung von Gemeinsinn. Nur wenn sich die Anwohner mit ihrem Kiez identifizieren, werden sie seiner Zerstörung Einhalt gebieten. Wenn sie bereit sind, in kleinen Dingen Verantwortung in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft zu übernehmen, können Verslumungsprozesse umgekehrt werden. Belebte Straßen und lebendige Wohnviertel bedeuten auch Schutz vor Kriminalität.
BürgerInnen für ein solches Vorhaben zu gewinnen ist kein leichtes Unterfangen. Doch mit ihrer Beteiligung steht und fällt der Erfolg von Präventionsräten. Wenn in Wedding überlegt wird, Sozialhilfeempfänger für die Verbesserung der Sicherheitslage einzusetzen, ist dies in zweierlei Hinsicht das falsche Signal. Wer BürgerInnen den Eindruck gibt, daß sie gar nicht gebraucht werden, untergräbt die Bereitschaft zur Mitarbeit. Zudem dürften nur wenige Sozialhilfeempfänger für Sicherheitsaufgaben geeignet sein. Dennoch ist die Weddinger Initiative in einem Punkt richtig: Es gibt noch viele Brennpunkte, in denen man nicht die Ergebnisse der Modellprojekte abwarten, sondern sofort Präventionsräte gründen sollte. Dorothee Winden
Bericht Seite 19
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