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Historische Sensenmänner und -frauen

■ Agrargeschichte zum Anfassen: Der Museumshof Lensahn lädt zum Garbenfest

Der siebenjährige Lennart hockt auf einem Porsche, Baujahr '58, und spielt an den Schaltern. Das ist hier ausdrücklich erlaubt. Denn der Porsche ist ein Trecker und steht auf dem Museumsbauernhof Lensahn. Über 2000 historische Exponate aus Landwirtschaft, Handwerk und Haushalt sollen hier nicht nur angeschaut, sondern auch angefaßt werden. Das gefällt vor allem den jüngeren BesucherInnen. Stolz schwingt Lennart eine Tüte mit Mehl, das er auf der großen Kornmühle gemahlen hat. „Wir sind schon um zehn Uhr hergekommen, vor dem Abend krieg' ich den hier bestimmt nicht weg“, sagt Lennarts Großmutter.

Der Museumshof Lensahn, etwa 15 Autominuten vom Ostseebad Grömitz entfernt, wird seit rund einem Jahr von einem gemeinnützigen Verein betrieben. „Unsere Besucher sollen hautnah erleben, wie früher gearbeitet wurde“, sagt Heinz Bamberg, der Museumsleiter. Zum Beispiel beim Garbenfest, zu dem am kommenden Samstag geladen wird. Da wird das Getreide noch mit der Sense gemäht, und wer sich's zutraut, kann die Garben selbst zusammenbinden.

Neben einer Vielzahl kleinerer Handgeräte, wie Milchzentrifugen oder Rübenschnitzler, veranschaulichen gerade die großen Agrarmaschinen die technische Entwicklung in der Landwirtschaft. So wird bei der historischen Getreideernte am Samstag neben der Sense auch ein Selbstbinder zum Mäh-Einsatz kommen, der von einem Bulldog gezogen wird. „Ein bedeutender Fortschritt“, erzählt Bamberg, „denn zum ersten Mal konnten damit die Garben auch automatisch aufgebunden werden.“Oder das knapp 100 Jahre alte Göpel, in dem ein kräftiges Schleswiger Kaltblutpferd an einem Laufgestell im Kreis läuft. Das „Roßwerk“setzt einen Mehlstuhl in Gang, mit dem Gerste geschrotet wird – für die Schweine des Museumshofes.

Denn außer Gerätschaften und allerlei Nutzpflanzen – neben Roggen oder Hafer wird hier auch Exotischeres wie Hanf oder Virginiatabak angebaut – hat der sieben Hektar große Hof natürlich auch Tierisches zu bieten. Auf einer Wiese warten Gänse und Schafe, Ziegen, Schweine und Ponys und, nicht zu vergessen, die typischen Ostholsteiner schwarzbunten Kühe auf die Streicheleinheiten der MuseumsbesucherInnen. Klaus Sieg

Der Museumshof Lensahn (A 1 Richtung Fehmarn, Abfahrt Lensahn) ist täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Weil das Garbenfest am Samstag, 2. August, wetterabhängig ist, sollten sich InteressentInnen vorher unter Tel.: 04363/911 22 informieren.

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