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Von Bestochenen und Bestechern

■ Laut Korruptionsindex ist Nigeria das korrupteste Land. Aber die Bestechungsgelder kommen aus dem Norden

Berlin (taz) – Eine internationale Eingreiftruppe soll gegen die weltweit wachsende Korruption vorgehen. Das forderte die Organisation Transparency International (TI) gestern in Berlin bei der Vorstellung einer Studie über die Korruption in 52 Ländern. Der TI- Vorsitzende Peter Eigen sagte, angesichts der Globalisierung der Wirtschaft müsse auch die Korruption global bekämpft werden. Deutschland landet in der Liste der 52 Länder wie in den beiden Vorjahren auf Platz 13.

Transparency International wurde 1993 gegründet, um weltweit den Kampf gegen die Korruption zu unterstützen. Die aktuelle Studie wertet sieben internationale Umfragen aus, bei denen Wirtschaftsexperten zu Protokoll gaben, wie hoch sie die Korruption im jeweiligen Land einschätzen. Die Umfragen aus den Jahren 1996 und 1997 stammen unter anderem von Gallup International, aus dem World Competitiveness Report und von Risiko-Analysten. Der Wirtschaftswissenschaftler Johann Graf Lambsdorff von der Universität Göttingen standardisierte die Ergebnisse auf einer Skala von null bis zehn. Der Höchstwert bedeutet, daß die Befragten das betreffende Land als völlig korruptionsfrei einschätzen.

Spitzenreiter Dänemark erreichte 9,94 Punkte. Dahinter folgen Finnland, Schweden, der letztjährige Primus Neuseeland, Kanada und die Niederlande. Die Bundesrepublik sank von 8,27 Punkten im Vorjahr auf 8,23 Punkte etwas ab. Vor ihr liegen unter anderem noch Singapur, die Schweiz und Irland. Großbritannien, Israel und die USA belegen dann die nächsten Plätze. Am Ende der Liste finden sich Rußland, Kolumbien, Bolivien und Nigeria.

Das bedeutet jedoch nicht, daß diese Länder auch die Hauptschuldigen an der Korruption seien, betonte TI-Vorsitzender Peter Eigen. Verantwortlich seien vielmehr zum großen Teil multinationale Konzerne, die ihren Hauptsitz in den führenden Industrienationen hätten. Die Unternehmen würden massiv bestechen, um an Aufträge in den Entwicklungs- und Schwellenländern heranzukommen. Da viele der befragten Wirtschaftsexperten aus westlichen Industrieländern stammen, schließt TI nicht aus, daß die Ergebnisse der Studie zuungunsten der Entwicklungsländer verzerrt sind.

Nach den Erfahrungen der Nichtregierungsorganisation hat der zum dritten Mal veröffentlichte Korruptionsindex eine heilsame Wirkung auf das öffentliche Bewußtsein in den betroffenen Ländern. Als positives Beispiel zitiert Eigen Malaysia, das nach der Index-Bekanntgabe Reformen zur Bekämpfung der Korruption einleitete.

Zwischen dem Ausmaß der Korruption in einem Land und der Höhe ausländischer Direktinvestitionen gibt es nach einer Studie der US-amerikanischen Harvard-Universität einen direkten Zusammenhang. Besonders für die Bevölkerung in armen Ländern bedeute jeder Tag, der nicht zur Bekämpfung der Korruption genutzt wird, deshalb „mehr Armut, weniger Ausbildung und weniger Gesundheitsfürsorge“, sagt Eigen. Johannes Bernreuter

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