■ Standbild: Keine Nachfrage, kein Nahblick
„Für Gott ein Greuel?“, Do., 23 Uhr, ZDF; „Männerwirtschaft“, Do., 22.30 Uhr, MDR
Warum nur sieht es so steril, ja niedlich aus, was Uwe Beck für seine ZDF-Reportage an Bildern und Eindrücken zum Thema Homosexualität und Kirche eingefangen hat? Selbst die Mächtigen in den Amtskirchen, die der Autor zu Wort kommen läßt, wirken zahm. Bischof Knuth aus Schleswig beispielsweise, der sich bei Gott nicht vorstellen kann, dermaleinst Schwule oder Lesben vor dem Traualtar zu segnen.
Auch der katholische Bischof von Trier wirkt milde. Das darf er auch, weil er sagt, daß schwule Priester kein Problem sind, wenn sie nur zölibatär leben. Lesbische Christinnen werden fast ignoriert, weil „die Konflikte sich meist an Schwulen entzünden“. Ins Bild kommen auf der anderen Seite überhaupt nur Menschen, die auf unangenehme Weise sauber und unbeschädigt aussehen.
Der protestantische Pfarrer, dessen Gemeinde weiß, daß er schwul ist, darf mit seinem Lebensgefährten nicht zusammenleben – und der Autor (zweimal selbst im Bild, lullend lächelnd) hakt nicht einmal nach, ob das nicht mindestens kränkend für den Pastor ist. Man fragt sich schließlich, was diese Kirche überhaupt gegen „diese Menschen“ (Bischof Knuth) hat: Sind sie nicht alle wirklich sehr, sehr lieb?
Auch Konrad Eges MDR- Reportage über amerikanische Männer, die auf Familienwerte halten und deshalb Homosexualität als Teufelswerk betrachten, wagt sich kaum an die Objekte seiner Beschreibung heran – weder an Schwule noch an Heteros. Keine Nachfrage, kein Nahblick. Männer, die unbedingt heterosexuell sein wollen, seien Machos, heißt es. Weshalb nur? Wovor haben sie Angst? Jan Feddersen
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