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Fünf Tote bei israelischem Angriff auf Libanon

■ Hisbollah-Miliz droht mit Vergeltungsschlägen. 29 Palästinenser im Westjordanland verhaftet. Verschärfte Sicherheitsmaßnahmen weiter in Kraft

Kfur/Jerusalem (AFP/AP) – Einheiten der israelischen Luftwaffe sind gestern weit auf libanesisches Gebiet vorgedrungen und haben sich dort mit der pro-iranischen Hisbollah-Miliz heftige Gefechte geliefert. Bei der Explosion einer von israelischen Soldaten gelegten Bombe wurden nach Angaben der libanesischen Polizei fünf Hisbollah-Mitglieder in Zivil getötet. Sechs Zivilisten wurden verletzt, einer schwer. Die Kämpfe im Nordwesten der Stadt Nabatijeh, 70 Kilometer südöstlich von Beirut, waren entbrannt, nachdem Hisbollah-Einheiten ein israelisches Luftlandekommando angegriffen hatten. Die Hisbollah-Miliz kündigte Vergeltungsschläge gegen israelische Soldaten an.

Unterdessen verschärften sich die Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern weiter. Gestern morgen nahmen die Israelis im Westjordanland weitere 29 Palästinenser fest, die nach Angaben der Armee terroristischer Umtriebe verdächtigt werden. Damit erhöhte sich die Zahl der Palästinenser, die seit dem Anschlag in Jerusalem vom Mittwoch inhaftiert wurden, auf 145. Dazu sind in Israel weiter verschärfte Sicherheitsvorkehrungen in Kraft.

Der gewaltsame Tod des 57jährigen Issa Dschebril Missaf aus dem Dorf Jata bei Hebron nährte die Befürchtung, daß im Westjordanland neue Unruhen ausbrechen könnten. Die Zeitung Maariv sprach vom Verdacht, daß die Tat das Werk israelischer Extremisten gewesen sei. Nach Angaben von Augenzeugen wurde der Schäfer am Sonntag aus einem Auto mit israelischem Kennzeichen erschossen, der Täter sei in die jüdische Siedlung Carmel geflüchtet.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, es gebe Hinweise auf weitere Terrorakte in Israel. In einer Kabinettssitzung bekräftigte er, die Zukunft des Friedensprozesses hänge davon ab, ob Präsident Jassir Arafat seine Verpflichtungen erfülle. Israel werde nicht einseitig das Friedensabkommen einhalten. Tadscheb Abdul Rahim, der Sekretär Arafats, sagte, die jüngsten israelischen Maßnahmen seien ungerecht und schadeten den Friedensbemühungen. Die jüngste Krise löste verstärkte diplomatische Bemühungen aus. So traf Arafat gestern mit dem EU-Beauftragten Miguel Moratinos zusammen. Heute will er in Amman mit dem jordanischen König Hussein die Lage erörtern. Für heute berief die Arabische Liga eine Sondersitzung nach Kairo ein. Im Laufe der Woche wird der amerikanische Nahost-Vermittler Dennis Ross in der Region erwartet.

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