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Gründen ist (k)eine Kunst

Damit die Firmengründung im Kulturbereich nicht länger an verkalkten Bankern und sturen Bürokraten scheitert, weist GründerART neue Wege  ■ Von Tobias Rapp

Andrew Campbell hatte eine Idee. Im Berliner Musikpromotion- und Managementbereich sah er noch eine Marktnische, die er füllen wollte. Nur Geld fehlte und das Wissen, wie man ein Unternehmen gründet. Er rief bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) an und bat um Beratung. Die Antwort war der IHK-Jahresbericht: Campbell warf ihn in den Papierkorb.

Als nächstes ging er zum Arbeitsamt, um sich über Beihilfen für Existenzgründer zu informieren. Doch auch dort stieß er auf taube Ohren. Wäre er eine Frau aus dem Osten, da könne man was machen, aber so ... Campbell ließ sich nicht entmutigen, erstellte ein Finanzierungskonzept und ging zu seiner Bank. Er brauche einen Computer, ein Handy und einen Schreibtisch – alles in allem rund 20.000 Mark. Doch die Banker boten dem kommenden Jungunternehmer lediglich an, seinen Dispokreditrahmen aufzustocken.

Mit solcher Odyssee soll jetzt Schluß sein. Gemeinsam mit sieben Mitstreitern, Jungunternehmern und Bankern, gründete Campbell jetzt GründerART. Ziel des Projektes ist, jungen Existenzgründern aus dem Medien- und Kulturbereich auf dem Weg in die Selbständigkeit zu helfen. GründerART will bei der Konzeption des Unternehmens beraten und Banken bei der Risikoabschätzung unterstützen. Neben Campbell befinden sich auch Marc Wohlrabe, Herausgeber des Stadtmagazins Flyer, Falk Werner vom Veranstaltungsort Arena sowie Peter Kurth, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Finanzen, unter den Projektgründern. Jeder mit einer zündenden Idee im Medien- und Kulturbereich soll sich an GründerART wenden können. Dort wird die Idee geprüft. Wird sie für gut befunden, stellt sich ein Team aus einem Banker und einem Unternehmer beratend an die Seite des Frischlings und versucht ihn für die Probleme der ersten Schritte in die Selbständigkeit zu sensibilisieren. Denn eine gute Idee im Medienbereich zu haben, muß noch lange nicht bedeuten, auch zu wissen, wie man einer Bank gegenübertritt. Dabei sichern die GründerARTisten den Ratsuchenden per Geheimhaltungsverpflichtung natürlich absolute Vertraulichkeit zu. Potentiellen Firmengründern die Ideen klauen wollen sie nicht. Noch beruht das ganze Projekt auf Ehrenamtlichkeit. Keiner der GründerART-Mitglieder bekommt Geld für seine Tätigkeit. Es gilt erst einmal abzuwarten, wie das Projekt aufgenommen wird. Sollte es ein Erfolg werden, ist aber durchaus an eine Professionalisierung gedacht. Langfristig arbeiten die GründerART-Leute auf eine Mentalitätsänderung bei den Banken hin. Weitere Unternehmer, Politiker und Banker, die sich für die Weitergabe ihrer Erfahrungen interessieren, sind willkommen.

Campbell hat fünf Jahre nach seiner Reise durch Berliner Amtsstuben eine gutgehende Künstlermanagement-Agentur. Statt aufzugeben, hatte er sich einen Partner gesucht und die Firma unabhängig aufgezogen. „Banken finanzieren lieber noch ein Hochhaus am Potsdamer Platz, anstatt einem Kleinunternehmer eine Startfinanzierung zu geben“, faßt er seine Erfahrungen mit Berliner Kreditinstituten zusammen. „Je niedriger der Betrag, den man haben möchte, desto schwieriger ist es, das Geld zu bekommen.“ Gerade im Medien- und Kulturbereich könnten die Banken nur schwer einschätzen, ob eine Idee Sinn mache oder nicht. „Die Banken müssen risikofreudiger werden.“ Im internationalen Vergleich seien britische oder amerikanische Kreditinstitute wesentlich aufgeschlossener.

Trotzdem ist Campbell optimistisch. „Gerade Berlin bietet sich als Standort für Kultur- und Medienprojekte an, damit hat die Stadt bereits internationales Profil.“

Kontakt zu GründerART: (030) 21252800

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