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Wieviel Soziales verträgt der Kiez?

■ Forum St. Pauli: Bedenken gegen das neue Konzept für Gesundheitszentrum und Notfallambulanz im Hafenkrankenhaus

Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow (SPD) drückt aufs Tempo. Denn das Konzept für ein Sozial- und Gesundheitszentrum (SGZ) im Hafenkrankenhaus müsse auf der Tagesordnung von Koalitionsverhandlungen nach der Bürgerschaftswahl stehen „Die noch Sorgen und Zweifel haben, sollen dies von vornherein sagen“, forderte Mirow deshalb gestern die schweigende Mehrheit am Runden Tisch des Forums St. Pauli auf, ihre Bedenken gegen die Projekte für Drogenabhängige, psychisch Kranke und Flüchtlinge zu äußern.

Jörg Weidenhammer räusperte sich als erster: „Da steckt ein enormes Konfliktpotential drin“, befürchtete der für jetzige Notfallambulanz verantwortliche Ärztliche Direktor. Einerseits solle das Zentrum ein Belegkrankenhaus mit 40 Betten für bürgerliche Patienten sein, andererseits solle dort eine Einrichtung für Gefolterte betrieben werden. „Das ist nicht kompatibel“, so Weidenhammer, „weil Patienten dann überlegen, ob sie da überhaupt hingehen können.“Sybille Borgstede von der Stadtteilinitiative konterte, daß im Hafenkrankenhaus früher Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen gut zurechtgekommen seien.

Die Geschäftsleute von der Interessengemeinschaft St. Pauli hielten sich mit ihrer Stellungnahme gestern noch zurück. „Das ist ja alles gut und schön, aber die einzelnen Projekte müßten abgeteilt werden“, so Vorstandsmitglied Kurt Schubert zur taz. Im sozialen Bereich des neuen Konzeptes sind Angebote für ältere Menschen, Pflegeeinrichtungen für Obdachlose und ein Zentrum für traumatisierte Fluchtopfer sowie eine Kriseninterventionseinrichtung für psychisch Kranke vorgesehen. Auch soll die Notfallambulanz weiterbetrieben werden.

Eine von der Stadtteilinitiative durchgeführte Bedarfsanalyse hat ergeben, daß sich 58 Prozent der Befragten eine bessere Gesundheitsberatung wünschen. Rund 95 Prozent der 727 repräsentativ ausgewählten Befragten halten eine quartiersgebundene stationäre Versorgung für notwendig. Viele von ihnen sind überzeugt, daß Drogenabhängige, Kinder und arme Menschen im Stadtteil ebenso unterversorgt sind wie Flüchtlinge und Obdachlose.

Diese Bedürfnisse decken sich zwar weitgehend mit den geplanten Projekten, aber, so Mirow, „aber wir müssen mit einer politischen Diskussion darüber rechnen, wieviele soziale Einrichtungen der Stadtteil noch verträgt, ohne überladen zu werden...“

Lisa Schönemann

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