: Ärztechef soll für SPD kandidieren
■ Parteispitze wußte nichts von Angebot an Ellis Huber
Nicht einmal die Kreuzberger SPD-Spitze war eingeweiht in den Plan von Kreuzberger Genossen, den Ärztekammerpräsidenten Ellis Huber für eine Kandidatur für den Bundestag zu gewinnen. Auch die SPD-Landesspitze wußte von nichts. Der prominente parteilose Gesundheitsexperte soll für die SPD den umkämpften Wahlkreis Kreuzberg/Schöneberg holen.
Huber hat sich noch nicht entschieden, ob er das Angebot annehmen soll. Es bringt ihn in eine schwierige Situation: Der 48jährige machte in den 80er Jahren für die Grünen als Gesundheitsstadtrat von Kreuzberg und Wilmersdorf Reformpolitik. Aber auch die SPD hat er in gesundheitspolitischen Fragen beraten. Die Bundes-SPD berief ihn als Experten in die Enquetekommission zur Strukturreform im Gesundheitswesen. „Ich bin als Person beiden Parteien verpflichtet“, sagte der Anhänger einer rot-grünen Zusammenarbeit gestern. „Aber so ein Angebot schlägt man nicht einfach aus.“
In der SPD bewerben sich bereits drei Kandidaten und eine Kandidatin um den Wahlkreis, darunter der Schöneberger Kreisvorsitzende Eckhardt Barthel, der Juso-Chef Matthias Linnekugel, der SPD-Linke Andreas Wehr und die Schönebergerin Mechthild Rawert. So wurde gestern spekuliert, ob das Lancieren eines weiteren Kandidaten als Unzufriedenheit mit den bisherigen Anwärtern zu werten sei.
Von einer „schwierigen Situation“ sprach gestern der Kreuzberger SPD-Kreisvorsitzende Andreas Matthae. Einen Monat vor der Nominierung hätten sich die vier Kandidaten bereits in sieben von insgesamt 18 Abteilungen vorgestellt. Auch die Kreuzberger Abgeordnete Elga Kampfhenkel kommentierte: „Der Zeitpunkt ist schlecht gewählt. Damit tut man Ellis Huber und auch den anderen Kandidaten keinen Gefallen.“
Auch bei den Grünen ist der Wahlkreis hart umkämpft: Mit dem 58jährigen Rechtsanwalt und AL-Mitbegründer Christian Ströbele und der 37jährigen Sozialexpertin und Bundestagsabgeordneten Andrea Fischer sind zwei profilierte KandidatInnen im Rennen. Bei der letzten Bundestagswahl war der Altlinke Ströbele dem SPD-Kandidaten Kurt Neumann nur knapp unterlegen. Dorothee Winden
Interview Seite 18
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