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■ KommentarDiepgen ohne Alternative

Was Kohl in Bonn ist, das ist auf seine Art auch Eberhard Diepgen in Berlin: der Mann, zu dem es offensichtlich keine Alternative gibt.

Zwar wirkt der Regierende Bürgermeister seit der Neuauflage der Großen Koalition matt und ohne politische Visionen. Wo er auftaucht, bleiben meist Sprechblasen zurück und der Eindruck von einem, der gerne würde, aber nicht so richtig weiß, für wen. Auf Parteitagen balgen sich die üblichen Verdächtigen um die Plätze auf der Redeliste, um dem Landesvorsitzenden mal so richtig zu sagen, was man von seiner Senatsmannschaft und dieser verhaßten Großen Koalition hält. Doch wenn dann Klaus-Rüdiger Landowsky ans Mikrofon tritt, um die ChristdemokratInnen auf den Pfad der Tugend und der Führungstreue zurückzuführen, brandet Beifall auf, und die anschließenden Worte des Landesvorsitzenden selbst werden bejubelt.

Solange die ChristdemokratInnen keine Nachfolgerin und keinen Nachfolger wissen, bleiben sie der obersten Devise der Parteiloyalität treu. Gefährlich würde es für den Regierenden Bürgermeister erst, wenn ihm tatsächlich Konkurrenz aus den eigenen Reihen erwüchse. Und wenn sich Landowsky, der starke Mann der CDU, dem oder der Neuen zuwenden würde.

Für mögliche Konkurrenz jedoch hat Eberhard Diepgen ein feines Gespür: Als sich zum Beispiel Innensenator Jörg Schönbohm anschickte, sich vom Kandidaten der Parteirechten zum Kandidaten der Gesamtpartei zu mausern, setzte ihm Diepgen in den Haushaltsverhandlungen eindeutige Schranken. Und auch Landowsky torpedierte die Glaubwürdigkeit des Innensenators mit effektiven Schüssen gegen die Bezirksgebietsreform. Sowohl auf der Rechten als auch auf der Linken hat der Hauptstadtverband der CDU immer wieder profilierte PolitikerInnen hervorgebracht. Der verläßliche Freundeskreis Diepgens, dessen Zügel Landowsky in Händen hält, hat bislang dafür gesorgt, daß aus den Sternchen keine Stars wurden.

Wenn es die KritikerInnen Diepgens deshalb ernst meinen sollten und die Kritik nicht nur die bequeme Nörgelei der Basis ist, dann müssen sie jetzt zumindest die Konfrontation wagen. Sie müssen sich fragen lassen, wen sie als Alternative zum Regierenden zu präsentieren hätten und welche politischen Positionen diese personelle Alternative verkörpert. Barbara Junge

Bericht Seite 7

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