: „Hollywood Ten“
Als am 20. Oktober 1947 in Washington die Hollywood-Hearings begannen, sagten zunächst nur „friendly witnesses“ aus: kooperative Zeugen wie Walt Disney oder der Schauspieler Robert Taylor, die ganz Hollywood kommunistisch unterwandert sahen. Eine Woche später waren 19 „Zeugen“ geladen, denen der Ausschuß „un- amerikanische Umtriebe“ (HUAC) nachweisen wollte. Allesamt weigerten sie sich, die Frage nach ihrer KP-Mitgliedschaft zu beantworten und wurden so zu „unfriendly witnesses“. Sie beriefen sich auf das 1. Amendment der US-amerikanischen Verfassung, das die politische Meinungs- und Betätigungsfreiheit schützt.
Nur elf der 19 Zeugen wurden gehört. Der elfte war Bertolt Brecht, der wegen seines Drehbuchs zu dem Fritz-Lang-Hollywoodfilm „Auch Henker sterben“ geladen war. Brecht antwortete auf die Standardfrage, ob er je einer Kommunistischen Partei angehört habe: „No, no, no, no, no, never“ – und reiste unverzüglich nach Europa ab. Aus elf „unfreundlichen Zeugen“ waren die „Hollywood Ten“ geworden: die Regisseure Herbert Biberman, Edward Dmytryk, Robert Adrian Scott; die Autoren Alvah Bessie, Lester Cole, Ring Lardner Jr., John Howard Lawson, Albert Maltz, Sam Ornitz und Dalton Trumbo.
Bis zu ihrem Auftritt vor dem Ausschuß konnten die zehn mit großer Solidarität rechnen. Im „Committee for the First Amendment“, das gegen die Hexenjagd protestierte, engagierten sich u.a. die Regisseure John Ford, Billy Wilder, Elia Kazan, die Filmstars Humphrey Bogart, Lauren Bacall, Gregory Peck, Katherine Hepburn, Kirk Douglas, Rita Hayworth und Burt Lancaster sowie der Musiker Leonard Bernstein. Thomas Mann, der während des Naziregimes in den USA Asyl fand, solidarisierte sich ebenso.
Als FBI-Agenten vor dem Ausschuß bezeugten, daß die „Hollywood Ten“ aktive oder Ex-KP- Mitglieder sind oder waren, brach die Solidarität mit ihnen zusammen. Am 24. November 1947 wurden die zehn wegen „Mißachtung des Kongresses“ zu Gefängnisstrafen bis zu zwölf Monaten verurteilt. Die Strafen wurden 1949 rechtskräftig, als der Oberste Gerichtshof die Berufung verwarf.
Folgenreicher noch war eine Entscheidung vom 26. November 1947. Nach einer Sitzung im New Yorker Waldorf-Astoria-Hotel beschlossen die Filmproduzenten, die „Hollywood Ten“ frist- und entschädigungslos zu entlassen und nur noch jene zu beschäftigen, die eine „weiße Weste“ nachweisen konnten. Die anderen kamen auf eine „Schwarze Liste“. NK
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