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Alles neu, nur kosten darf es nichts

■ Land stellt für den Umbau des Kulturforums nur rund 1 Million Mark zur Verfügung. Jakubeit kritisiert: Das Geld reicht hinten und vorn nicht

Der landschaftsplanerische und städtebauliche Wettbewerb für die Neugestaltung des Kulturforums droht – noch vor seiner Beendigung und der Jurysitzung im Februar 1998 – zu einer Farce zu werden. Denn für die mit großem Engagement von Hans Stimmann, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, initiierten Auslobung stellt das Land Berlin nur rund 1 Millionen Mark zur Verfügung. Mit dieser Summe soll die Fläche zwischen Neuer Gemäldegalerie und Philharmonie zu einem Park umgebaut werden. Außerdem ist vorgesehen, zwei Gebäude zu errichten sowie die Potsdamer Straße zu verändern. Der Wettbewerb für Architekten und Lanschaftsplaner war Anfang Dezember ausgeschrieben worden. Die Entwürfe müssen bis Ende Januar dem Preisgericht vorliegen.

Nach Ansicht von Senatsbaudirektorin Barbara Jakubeit bedeuten die geringen Investitionsmittel, daß sich die Architekten möglicherweise umsonst viel Arbeit machen. Jakubeit: „Für den Wettbewerb auf diesem Gelände reicht eine Million Mark, die zur Verfügung gestellt wird, hinten und vorn nicht.“ Mit dem Geld könne man höchstens einen „Rollrasen auslegen“, aber keinesfalls die anvisierten Baumaßnahmen durchführen.

Weiter kritisierte die Senatsbaudirektorin, daß der Auslobung der Masterplan beigelegt wurde. Mit diesem „Anhang“ werde der Versuch gestartet, die Planer zu beeinflussen und auf „Stimmann- Linie“ zu bringen. Stimmann hatte im Planwerk Innenstadt die Richtung vorgegeben, wie er sich das Kulturforum wünscht: nämlich als zentrale Freifläche mit Neubauten am Rande, zugleich soll das Kulturforum von der Potsdamer Straße erschlossen werden.

Schaut man sich die Auslobung genauer an, ist die Frage nach dem Sinn des Wettbewerbs angesichts der geringen Mittel durchaus berechtigt. So ist vorgegeben, die Mitte des Areals zu begrünen. Außerdem soll die schräge Rampe hinauf zur neuen Gemäldegalerie zu einer Freitreppe umgestaltet werden. Eine weitere Wettbewerbsvorgabe ist ein Servicebau mit Museums- und Büchershop sowie Cafeteria. Lediglich für ein außerdem vorgesehenes Hotel an der östlichen Seite der Philharmonie hat Stimmann private Investoren als Bauherren ins Auge gefaßt.

Während Stimmann die Kritik Jakubeits zurückweist und eine längerfristige Realisierung vorschlägt, hält die Scharoun-Gesellschaft den Wettbewerb „für unsinnig“. Ihr Sprecher Edgar Wiesniewski plädiert weiterhin dafür, das Kulturforum nach den „Plänen Hans Scharouns fertig zu bauen“ und das Künstlergästehaus nördlich der Neuen Nationalgalerie zu errichten. Scharoun hatte das Kulturforum samt Philharmoie und Staatsbibilithek 1964 entworfen. Rolf Lautenschläger

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