Zweiter Aufguß: Jasminblüte in Asien

Globalisierung ist, wenn man auf Hawaii deutsches Bier bekommt, auf Grönland Geländewagen heimischer Produktion findet und auf Mallorca fast deutsche Parteien gründet. Wenn auf ihrer Hotelterrasse in Bali also demnächst eine scheppernde Melodie ertönt, die ihnen noch von zu Hause in unguter Erinnerung ist, dann wissen sie: Exportweltmeister Deutschland penetriert jetzt auch den indonesischen Musikmarkt. An vorderer Stelle ein altbekanntes, aber immer noch ziemlich junges Gesicht: die 17jährige Jasmin Wagner, besser bekannt unter dem kindischen Kosenamen Blümchen. Die halbwüchsige Hamburgerin soll mit ihrem aseptischen Lolitacharme auf den heiß umkämpften Popmärkten Asiens den Spice Girls und Celine Dions dieser Welt Paroli bieten. Dafür spielte sie ihre jüngsten Erfolgstitel noch einmal in Englisch ein und taufte sich in Blossom um.

Um allerdings auch in sensiblen Gegenden wie Singapur und Indonesien bestehen zu können, mußte die Plattenfirma ein wenig am Image feilen: Auf der Asien-Ausgabe ihres Albums kuschelt sich Blümchen verträumt in einen weißen Parka, statt, wie auf dem deutschen Cover, mit halboffener Bluse die Hände herausfordernd in die Hüfte zu stemmen. Solch aggressive Körpersprache könnte sonst Käufer verschrecken. Auch der harmlose Blümchen- Sound wurde weiter geglättet, aus Akzeptanzgründen der für Asiens Radiostationen zu harte Beat etwas abgemildert. Der zweite Aufguß wirkt zwar noch fader als das Original, könnte Jasmin Wagner aber zu einer zweiten Blüte in Südostasien verhelfen. Wie das Branchenmagazin Billboard vermeldete, hat das Fräuleinwunder des Schlager-Techno bereits zum Siegeszug durch Südostasiens Kinderzimmer angesetzt. Im Dezember tingelte sie durch TV- Shows von Tokio bis Taipei, und ein Video rotiert schon auf Asiens Satellitenmusiksender Chanell V – kleiner Satellit, ich hab dich lieb.

Mit etwas Glück könnte es Blümchen gelingen, sich in Südostasien durchzusetzen. Und vielleicht haben wir auch etwas Glück, und sie bleibt gleich ganz dort. Daniel BaxFoto: Promo