: Bukarest nimmt Anschuldigungen ernst
■ In Rumäniens Medien rangiert das Thema der rumänischen Banden in Deutschland ganz oben. Präsident Constantinescu fordert Aufklärung
Ausrisse aus deutschen Zeitungen und Übersetzungen zahlreicher Artikel zieren in diesen Tagen die Seiten der rumänischen Zeitungen. Auch bei Radiostationen und im Fernsehen rangiert das Thema der rumänischen Verbrecherbanden und Kinderkriminellen, die in Deutschland ihr Unwesen treiben, ganz oben – trotz der Regierungskrise in Bukarest. Während Korrespondenten und Redakteure noch dabei sind, Details zu recherchieren, äußern sich manche Kommentatoren beschämt über ihr Land und ihre Mitbürger. Andere befürchten, das deutsch-rumänische Verhältnis werde sich verschlechtern.
Der Zeitpunkt, an dem die Kölner Staatsanwaltschaft mit den Untersuchungsergebnissen über rumänische Verbrecherbanden an die Öffentlichkeit trat, ist diesmal besonders ärgerlich: Rumänische Politiker hatten sich erhofft, daß sich ihr Land während der Leipziger Buchmesse, die Rumänien zum Schwerpunktthema hat, endlich einmal in einem anderen als dem üblichen Licht präsentieren könnte, wonach ihr Land nur durch seine Kriminellen Schlagzeilen macht. Zumal der rumänische Staatspräsident Emil Constantinescu am Mittwoch abend höchstselbst zur Eröffnung der Buchmesse nach Leipzig angereist war und in diesen Tagen Außenminister Andrei Pleșu und andere Minister anwesend sind.
Noch kurz vor seiner Abreise hatte Emil Constantinescu Innen- und Außenministerium angewiesen, innerhalb von 24 Stunden eine Untersuchungskommission zusammenzustellen, die prüfen soll, ob und inwieweit rumänische Diplomaten und Polizisten in die Aktivitäten rumänischer Krimineller in Deutschland verwickelt sind. Bislang herrscht darüber weitgehend Unklarheit. Der Innenminister Gavril Dejeu beklagt, daß rumänische Behörden von deutscher Seite nicht informiert worden seien. Der Chefinspektor der rumänischen Polizei, Nicolae Berechet, sagte, er wolle die Anschuldigungen der Kölner Staatsanwaltschaft nicht bestreiten, brauche aber Unterlagen, um seinerseits mit Nachforschungen beginnen zu können.
Neben der Polizei fordert auch das rumänische Außenministerium von deutscher Seite Unterlagen im Zusammenhang mit den mutmaßlich von der rumänischen Botschaft in Bonn gefälschten Reisepässen an. Klar ist derzeit nur, daß ein Polizeibeamter aus der südrumänischen Stadt Craiova, der rumänische Kriminelle in Deutschland vor ihrer Strafverfolgung gewarnt haben soll, bereits früher Straftaten begangen hat. Keno Verseck, Bukarest
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